Sevilla: eine Provinz, die Frieden mit den Touristen und der Umwelt sucht
Das Projekt Sevilla City One hat Investitionsstrategien für die Stadt zusammengeführt, um zusammen mit Unternehmen, Verwaltung und Bürgern die Zukunft der Stadt zu beeinflussen. Dabei ist auch wichtig, dass Touristen besser in den urbanen Alltag integriert werden.
Quelle: Stefanie Claudia Müller
Laut der spanischen Zeitung ABC empfing Sevilla im vergangenen Jahr 3,5 Millionen Reisende, 14% mehr als im Jahr 2022. Wie überall in Spanien wächst auch hier der Unmut über die überlaufene Stadt, die wachsenden Preise und die inzwischen hohen Mieten im Vergleich zu niedrigen Gehältern.
Viele Sevillaner beschweren sich darüber, dass Sevillas historischer Kern zu einem Museum geworden ist, wo normale Bürger nicht mehr wohnen können. Sevilla City One will deswegen die Stadt nach Süden für Studenten- und Touristenwohnungen ausweiten.
Bisher war Sevilla vor allem für verfallene Häuser, Drogenhandel und chaotischen Verkehr bekannt. Touristen lieben jedoch die Exotik, die niedrigen Preise für Alkohol, auch wenn sie über die Hitze im Sommer stöhnen. Die Initiative Sevilla City One will die inzwischen sehr grüne Stadt auf weiter steigende Temperaturen, Wetterkapriolen wie Überschwemmungen und eine wachsende Bevölkerung frühzeitig vorbereiten.
Dabei helfen EU-Gelder aus den Next-Generation-Fonds und einer Initiative, die 100 europäische Städte bis 2030 klimaneutral machen soll. Noch mehr Bäume und besser isolierte Häuser sollen die Stadt frisch halten. Inzwischen klettern die Temperaturen im Sommer immer öfter auf über 45 Grad im Schatten.
Quelle: Stefanie Claudia Müller
Nicht nur das Meer von Huelva ist im heißen Sommer ein attraktiver Ausweg. Die grüne Oase Alacalá de Guadaira versucht ebenfalls vom Boom Sevillas mit seinen vielen Gassen und Bars zu profitieren. Aber noch fehlen vielerorts die geeigneten Transportverbindungen und auch die touristische Infrastruktur. Dafür muss erst eine kritische Masse erreicht werden.
Quelle: Stefanie Claudia Müller
Auch als Hochschulstandort ist Sevilla und das Umland immer beliebter. Der SWR berichtet von der Erasmus-Studentin Anna Markovic, die Anfang der 2000er-Jahre in Sevilla die Liebe ihres Lebens traf: Alejandro. Die Familie lebt inzwischen in Tübingen. Denn bei aller Liebe zu Andalusien: Arbeiten in Deutschland ist finanziell immer noch attraktiver als in Spanien.
Der nationale Tourismus kommt vor allem nach Sevilla wegen der Oster-Prozessionen und der "Feria de Abril" und immer mehr auch, weil das Leben dort immer noch billiger ist als in Metropolen wie Madrid. Die Vorstadt Dos Hermanas baut deswegen tüchtig aus. Hier, wo auch viele Logistikbetriebe zuhause sind, findet auch einer der bedeutendsten Marien-Prozessionen der Region statt.
Der Marienkult feiert seinen Höhepunkt in der Westerstadt El Rocío gegenüber vom Naturschutzpark Doñana - eine Stunde von Sevilla entfernt. Hier reiten die Einwohner noch von Haus zu Haus. Das Marisma del Rocío ist Teil des Doñana-Nationalparks und steht unter dem Schutz der UNESCO, da es Teil des Weltkulturerbes selbst ist.
Doñana ist eine der bedeutendsten, aber wegen der Dürre auch gefährdetsten Feuchtgebiete Europas. Der Naturschutz-Park ist direkt am Meer und leider auch neben dem Industriehafen von Huelva gelegen. Hier können Vögel beobachtet werden und ganz selten taucht der iberische Luchs auf. Es werden deutschsprachige Touren hoch zu Ross angeboten, die sich vor allem wegen der Aussicht lohnen.
Quelle: Stefanie Claudia Müller
Direkt neben dem Naturschutz-Park liegt nicht nur ein Schwerindustrie-Gebiet und der bedeutende LNG-Hafen von Huelva, wo der Chemie-Geruch sofort die Nase irritiert, sondern hier werden auch alle Formen von Beeren unter Plastikschutz vor der Sonne angebaut. Viele davon landen danach in deutschen Supermärkten und Discountern.
Quelle: Stefanie Claudia Müller
Ob die Pferde in El Rocío oder solche, welche die vielen Kutschen durch die Altstadt von Sevilla ziehen, gerade deutsche Touristen sind immer besorgt, ob die Spanier die Tiere auch gut behandeln. Gerade viele der dort ausgesetzten Hunde landen später in Deutschland, weil ein Tourist sich ihnen angenommen hat.
Quelle: Stefanie Claudia Müller
Der Königspalast Real Alcázar in Sevilla ist einer der Hauptattraktionen der Stadt. Hier läuft noch bis Mitte März ein Licht-Spektakel der besonderen Art, das auch von Dach-Terrassen über der Stadt bewundert werden kann. Das Viertel hinter dem Palast, das Barrio de Santa Cruz, ist fernab von den Touristen, ebenfalls ein Besuch wert. Weniger attraktiv sind die Außenbezirke der Stadt, wo es immer wieder Probleme mit Bandenkriegen gibt.
Quelle: Stefanie Claudia Müller
Einige Stimmen sagen, dass die Ausländer den Flamenco inzwischen mehr lieben als die Spanier. In Sevilla und Umland ist die Hochburg des vor allem von den "gitanos" (Roma und Sinti) gelebten und weiter entwickelten Musik- und Tanzstils, der immer noch als hohe Kunst angesehen wird. Immer mehr Asiaten können sich dafür begeistern. In den Dörfern rund um Sevilla, wie auch rund um Huelva, kann er besonders authentisch erlebt werden.
Die Stierkampf-Arena Real Maestranza in Sevilla ist der größte und wichtigste Platz für spanische Toreros. Die ovale Arena befindet sich im Hafenviertel El Arenal und wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Vor allem Japaner und Amerikaner lieben das blutige Spektakel, das im Rest des Landes immer mehr hinterfragt wird. Die meisten Stiere kommen aus Andalusien, wo sie vor ihrem Tod ein gutes Leben auf der Weide haben.
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