Musical-Branche zielt mit sozialkritischen Themen auf Jugend ab
Aus Mia wird Alan. Eine Thematik, die immer mehr den Alltag von Schulen und Familien bestimmt. Die Geschichte von Alan basiert auf einer wahren Begebenheit. Die Produktionsfirma WeColorMusic hat bereits einige soziale Debatten erfolgreich in Musicals verwandelt.
Quelle: WeColorMusic
Die Produktionsfirma wird von der NACE Association (No to School Bullying) unterstützt. Das Musical "Alan", das im Juli 2024 auch schon in Miami gezeigt wurde, zeigt einen neuen Geschäftszweig auf: Nicht Glamour, sondern Realität auf die Bühne bringen. In Madrid ist "Alan" noch bis zum 17. Dezember zu sehen.
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Der 17-jährige Alan Montoliu aus dem Musical hatte sich 2015 mit nur 17 Jahren umgebracht. Ein so brisantes Thema mit Gesang darzustellen, ist riskant, weil bisher galt, dass Phantasie und Liebesgeschichten der beste Stoff sind. "Alan" zeigt auf sehr sensibele Weise, wie schwierig die Teenagerzeit für die ganze Familie ist.
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"Alan" ist nicht nur inhaltlich neu. Es gibt auch nur 4 Schauspieler und eigene Musik, was die Produktion viel günstiger macht und damit auch die Tickets. Bei der Premiere in Madrid waren mehrheitlich Jugendliche im Publikum. Das bereits in Barcelona erfolgreiche Stück gewann 2024 den "Butaca Award for Best Musical Composition" und bietet Tickets ab 10 Euro an.
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Das Geschäft mit Musicals wächst seit Jahren. New York, Hamburg, London oder Madrid - sie alle haben sich darauf spezialisiert. Die Broadway-Produktionsfirma "No Guarantees" weist in einer Studie daraufhin, dass das Marketing geändert werden müsse. Die sozialen Medien müssten stärker zum Einsatz kommen bei der Werbung, um mit der Jugend zu kommunizieren.
Musicals sind zum Wirtschaftsfaktor geworden und ein Tourismus-Magnet. Laut "Hamburg News" bescheren Musicals der Stadt jedes Jahr gut zwei Millionen Besucher. "Es gibt New York, es gibt London – und eben Hamburg“, sagte Disney Theatrical President Thomas Schumacher erst kürzlich gegenüber dem NDR. Auch Kindermusicals wie "Tabaluga & Lilli" sind ein neuer Geschäftszweig der Branche.
Die NZZ berichtete schon 2013 von der "Welle wirklichkeitsbezogener, sozialkritischer oder satirischer Musicals", die damals in London Einzug hielten. Die Themen reichten von heimatlosen Jugendlichen bis hin zu Serienmördern. 2017 kam mit "Everybody's Talking About Jamie" auch das Thema Homosexualität auf die Bühnen.
In Deutschland steht das Publikum allerdings immer noch vor allem auf die Klassiker, wie eine Untersuchung des auf Musicalreisen spezialisierten Anbieters "Kurz mal weg" zeigt. Ganz oben auf der Liste steht Starlight-Express. Ein langer Trend ist, die Musical-Version von Kinohits wie "Mamma Mia" oder Walt Disney-Filmen wie "Aladdin" auf die Bühne zu bringen.
Obwohl die Eintrittskarten für die aufwendigen Klassiker teilweise über 100 Euro kosten, sind die Konditionen der Tänzer und Sänger oft schlecht - vor allem in Spanien. Dem Produzenten Nacho Cano wurde in diesem Jahr vorgeworfen, für sein Musical "Malinche" mexikanische Schauspieler ohne Aufenthaltsgenehmigung zu beschäftigen.
Bei der Verleihung der "Premios del Teatro Musical" in Madrid im Juni 2024 konnte der Darsteller von Aladdin Roc Bernadí es sich laut El País nicht verkneifen, zu bemerken, dass die Arbeits- und Lohn-Konditionen für Musical-Schauspieler in Madrid nicht mit denen in London und New York zu vergleichen seien. Teilweise würden selbst Hauptdarsteller nur etwas mehr als den vereinbarten Mindestlohn verdienen.
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