Nur wenige Tage nach Beginn des Ukrainekriegs tauchte in ganz Russland ein geheimnisvolles Symbol auf. Der Buchstabe 'Z', weniger häufig auch 'O' und 'V', war zunächst auf russischen Panzern und bei Militärangehörigen zu sehen, wurde aber bald zu einem Symbol des Krieges selbst. Aber was bedeutet das Z?
Was die Sache noch mysteriöser macht, ist, dass der Buchstabe Z im kyrillischen Alphabet, in dem Russisch geschrieben wird, gar nicht existiert. Seine Entsprechung wäre der Buchstabe (З). Warum also 'Z', wenn es nicht einmal russisch ist?
Eine von der BBC geäußerte Theorie besagt, dass das Z für "Zapad" (запад) steht, das russische Wort für "Westen". Dies würde erklären, warum einige Panzer mit 'V' gekennzeichnet sind, was für "Vostok" (восток), "Osten" auf Russisch, stehen könnte.
Eine andere Theorie von Al Jazeera ist, dass das russische Wort für "für" (за) im lateinischen Alphabet als "Za" wiedergegeben wird, was alle möglichen Interpretationen zulässt. "Für Putin", "Für Gerechtigkeit", "Für das Vaterland" usw.
Auf dem Bild: Menschen tragen ein Transparent mit der Aufschrift "Für Putin" während eines Konzerts in Moskau zur Feier der Annexion der Krim.
Das russische Verteidigungsministerium deutete laut The Guardian in den sozialen Medien an, dass es "Für den Sieg" bedeutet, während 'V' angeblich für "Die Kraft liegt in der Wahrheit" stehen würde.
Ein erster Versuch, das Z in den russischen Staatsmedien zu entziffern, der vom New Yorker zitiert wurde, besagt, dass 'V' und 'Z' für Volodymyr Zelensky stehen könnten, den Präsidenten der Ukraine, der den Widerstand gegen die russische Invasion anführt.
Das Symbol ist in der Regel in Schwarz und Orange gehalten, den Farben, die mit dem Sankt-Georgs-Band assoziiert werden. Hierbei handelt es sich um eine der wichtigsten militärischen Auszeichnungen des kaiserlichen Russlands, die von der Russischen Föderation wieder eingeführt wurde.
Seit Mitte der 2000er Jahre ist es üblich, dieses Band am Tag des Sieges zu tragen, um den Veteranen Respekt und Unterstützung zu erweisen, ähnlich wie die Menschen im Vereinigten Königreich am Remembrance Day eine rote Mohnblume tragen.
Nichtsdestotrotz hat sich das Band zu einem Symbol für die Unterstützung Putins und des russischen Militärs entwickelt.
Die Verwendung des schwarz-orangenen Bandes durch prorussische Gruppen auf der Krim und im Donbass führte 2017 zu seinem Verbot durch die ukrainische Regierung.
Im Laufe der Geschichte war der sechsundzwanzigste Buchstabe unseres Alphabets ein Kürzel für eine Vielzahl von Dingen. Am einprägsamsten ist wohl Zorro.
Die 1919 von Johnston McCulley geschaffene Figur eines maskierten Heldens im kolonialen Kalifornien war eine der Inspirationen für Batman und wurde im Laufe der Jahre von Douglas Fairbanks, Guy Williams und Antonio Banderas (im Bild) gespielt.
Während der Zeit der Militärjunta in Griechenland (1967-1974) wurde das Z zu einem Symbol des Protests. Der Buchstabe ist ein Homophon für 'Er lebt', eine Anspielung auf den ermordeten Politiker Grigoris Lambrakis.
Der Tod von Lambrakis war 1969 die Grundlage für den Film 'Z' des griechischen Filmemachers Costa-Gravas.
Das Z ist auch das Zeichen von Zorglub, einem wiederkehrenden Bösewicht in den französisch-belgischen Comics 'Spirou und Fantasio'.
Bild: Dupois
Der französische, rechtsgerichtete Politiker Éric Zemmour spielte damit für den Titel und das Cover seines 2011 erschienenen Buches 'Z comme Zemmour'.
Bild: Le Cherche Midi.
Die Verwendung eines scheinbar zufälligen, aber einprägsamen Buchstabens, der zu vielen Diskussionen über Geheimcodes führt, erinnert jedoch auch an Donald Trump und die QAnon-Verschwörung.
Q war angeblich ein Insider aus seiner Verwaltung, der Informationen weitergab, um eine gegen den US-Präsidenten verschworene Vereinigung zu Fall zu bringen.
Das Q wurde in einigen Online-Gruppen sehr populär, und seine Anhänger waren bei Trump-Kundgebungen mit dem Buchstaben zu sehen. Trumps ausweichende Antworten zur Bedeutung von Q heizten die Spekulationen nur noch weiter an.
In der HBO-Dokumentation 'Q: Into The Storm' wird spekuliert, dass es sich bei dem angeblichen Informanten nur um einen Verschwörungstheoretiker in einem Internetforum gehandelt haben könnte. Was auch immer es war, es steckte nichts Großes oder Bedeutendes dahinter, aber es motivierte dennoch viele, sich vor dem US-Kapitol zu versammeln.
In der Zwischenzeit geht das Rätselraten um den Buchstaben Z weiter. "Dies ist definitiv ein vom Staat initiiertes Mem", sagte Vasily Gatov, ein russisch-amerikanischer Medienanalyst mit Sitz in Boston, der New York Times. "Es gibt immer Menschen, die für diese Art von Symbolen empfänglich sind."
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