Wie geht es Natascha Kampusch 25 Jahre nach ihrer Entführung

Acht Jahre in Gefangenschaft
Am 2. März 1998
Auf dem Schulweg entführt
Der Täter
Eine Montagegrube als Verlies
Gut versteckter Eingang
Zum Duschen aus dem Verlies
Einkäufe, Spaziergänge und ein Skiurlaub
Misshandlungen durch den Täter
Harte körperliche Arbeiten
Die Flucht
Selbstmord des Täters
Aufarbeitung der seelischen Wunden
Krankenhaus und Wohngemeinschaft
Nur eine kurze Umarmung
Mit einem Brief an die Öffentlichkeit
Bitte um Respekt vor Privatsphäre
Moderatorin und Autorin
Das erste Interview
Eigene Talkshow
Das Entführer-Haus
Keinen Plan für das Haus
Erste Autobiographie
Verfilmungen
Vater zweifelt an Entführung
Zweite Autobiographie
Erstes Sachbuch
Schmuckdesignerin
Blume steht für Kampuschs Lebensweg
Karitatives Projekt
Wohnhaft in Wien
Partnersuche ist schwierig
Reiten und Schreiben
Aufruf in Ö3-Show
Acht Jahre in Gefangenschaft

Im Alter von zehn Jahren wurde Natascha Kampusch auf dem Schulweg entführt und in einem Kellerverlies gefangen gehalten. Erst acht Jahre später gelang der jungen Frau die Flucht. Was hat die mittlerweile 35-Jährige seitdem erlebt und wie geht es ihr heute?

Am 2. März 1998

Der 2. März 1998 sollte der Tag werden, an dem sich Nataschas Leben und das ihrer Familie von einem auf den anderen Moment komplett verändern würde.

Auf dem Schulweg entführt

Die damals achtjährige Natascha Kampusch war wie jeden Tag auf dem Weg zur Schule in der Wiener Donaustadt. Sie hatte bereits etwa 600m des Schulwegs zurückgelegt, als sie - nur noch 300m von der Schule entfernt - in einen weißen Lieferwagen gezerrt wurde.

Der Täter

Der Täter, Wolfgang Přiklopil, war damals 36 Jahre alt und ein arbeitsloser Nachrichtentechniker. Acht Jahre hielt er Natascha Kampusch in seinem Haus in Strasshof an der Nordbahn in Niederösterreich gefangen.

Eine Montagegrube als Verlies

Přiklopil hatte hierfür einen Montagegrube unter der Garage seines Hauses zum Kerker umfunktioniert. In dem etwa 1,80 m breiten, 2,50 m langen und 2,30 m hohen Raum gibt es keine Fenster. Der Raum war mit einem Bett, Schreibtisch, Fernseher, Regalen und einer Toilette sowie einem Waschbecken ausgestattet.

Gut versteckter Eingang

Wie die Ermittler angaben, war der Eingang zu dem geheimen Raum gut versteckt.

Zum Duschen aus dem Verlies

Natascha Kampusch berichtete selbst, dass sie sich ein halbes Jahr nur in diesem Raum aufgehalten habe. Danach durfte sie, unter anderem zum Duschen, in Přiklopils Haus gehen.

Einkäufe, Spaziergänge und ein Skiurlaub

Über die Jahre hinweg durfte sie das Verlies ab und zu für Spaziergänge und Einkäufe mit Přiklopil verlassen. Einmal fuhren die beiden auch in den Skiurlaub. Přiklopil achtete immer sorfältig darauf, dass Kampusch keinen Kontakt zu anderen Personen aufnahm.

Misshandlungen durch den Täter

Kampusch selbst sagte aus, dass sie von Přiklopil körperlich misshandelt worden war. Přiklopil, der eine starke Verbundenheit zum Dritten Reich hegte, wollte sich mit Kampusch ein Nazi-Opfer erschaffen und rasierte ihr zeitweise sogar eine Glatze, so ntv.

Harte körperliche Arbeiten

Auch musste Kampusch für Přiklopil harte körperliche Arbeiten verrichten, unter anderem renovierte sie für ihn eine Wohnung, durch deren Verkauf er sich finanzierte.

Die Flucht

3096 Tage befand sich Natascha Kampusch in Gefangenschaft, als ihr schließlich die Flucht gelang. Sie musste Přiklopils Auto waschen und nutzte einen Moment seiner Unaufmerksamkeit um zu entkommen. Die damals 18-Jährige lief zu einem Nachbarhaus und wurde von den dortigen Bewohnern zur Polizei gebracht.

Selbstmord des Täters

Der Täter, Wolfgang Přiklopil, wurde noch am selben Tag tot aufgefunden. Als Todesursache galt Selbstmord: Přiklopil hatte sich vor einen Zug geworfen, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).

Aufarbeitung der seelischen Wunden

Für Kampusch hatte ihre jahrelange Gefangenschaft damit ein Ende. Die Aufarbeitung der seelischen Wunden, die sie dadurch erlitt, sollte jedoch jetzt erst beginnen.

Krankenhaus und Wohngemeinschaft

Im Anschluss an ihre Flucht kam Natascha Kampusch zunächst in das Wiener Allgemeine Krankenhaus, dann in eine Wohngemeinschaft, in der sie von einem Team betreut wurde, das sich ihrer Therapie annahm.

Nur eine kurze Umarmung

Auch ihre Mutter Brigitta Sirny (Foto) und ihren Vater Ludwig Koch konnte Kampusch nun endlich wiedersehen. Zu mehr als einer kurzen Umarmung kam es aber zunächst nicht: Kampusch wurde auf eigenen Wunsch abgeschirmt und vertraute sich nur einigen wenigen Ermittlern an, wie der Spiegel berichtete.

Mit einem Brief an die Öffentlichkeit

Das Medienecho nach Kampuschs Flucht war groß und Kampusch, die nach Angaben von Psychologen trotz ihrer Gefangenschaft über eine große Sprachgewandtheit und Intelligenz verfügte, wandte sich im August 2006 mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit.

Bitte um Respekt vor Privatsphäre

Darin beschrieb sie zwar einige Teile der Jahre in Gefangenschaft, bat aber auch um Respekt ihrer Privatsphäre, so die Rheinische Post.

Moderatorin und Autorin

In der Folgezeit gab Kampusch mehrere Interviews und war selbst als Moderatorin sowie als Autorin tätig.

Das erste Interview

Im September 2006 wurde das erste Interview mit Natascha Kampusch im Österreichischen Rundfunk (ORF) ausgestrahlt. Auch hier bat sie im Anschluss an einen kurzen Bericht aus den Jahren der Gefangenschaft um die Wahrung ihrer Privatsphäre.

Eigene Talkshow

Im Jahr 2008 erhielt Natascha Kampusch ihre eigene Talkshow "Natascha Kampusch trifft", in der sie prominente Gäste interviewte.

Das Entführer-Haus

Ebenfalls im Jahr 2008 wurde Natascha Kampusch das Haus ihres Entführers zu zwei Dritteln zugesprochen - das andere Drittel ging an dessen Mutter, von der Kampusch es abkaufte.

Keinen Plan für das Haus

Bisher hat Kampusch keinen konkreten Plan, was sie mit dem Haus macht. Kaufinteressenten gibt es genug: "Geld spielte für diese Leute keine Rolle, sie wollten es unbedingt haben. Aber ich lehnte jedes Angebot ab," so Kampusch laut der Bild-Zeitung.

Erste Autobiographie

2010 veröffentlichte Kampusch ihre Autobiographie "3096 Tage", bei der sie von Heike Gronemeier und Corinna Milborn unterstützt wurde.

Verfilmungen

Im gleichen Jahr wurde der Dokumentarfilm "3096 Tage Gefangenschaft" und im Jahr 2013 die Verfilmung von "3096 Tage" veröffentlicht.

Vater zweifelt an Entführung

Ebenfalls im Jahr 2013 erschien das Buch "Vermisst" von Alan Hall, in dem Kampuschs Vater Ludwig Koch laut dem Spiegel Zweifel an Kampuschs Entführungsgeschichte aufwarf.

"Das Mädchen aus dem Keller ist ein Mythos"

Eine Passage des Buchs lautet nach Angabe des Spiegels mit Bezug auf die Internetseite oe24.at: "Das Mädchen aus dem Keller ist ein Mythos." Und weiter: "Sie wartete mit ihrer Flucht, bis sie 18 war, weil sie nicht in ein Heim wollte oder zu ihrer Familie zurück."

Zweite Autobiographie

Zehn Jahre nach ihrer Flucht, im Jahr 2016, folgte Kampuschs zweites Buch, ebenfalls eine Autobiographie, mit dem Titel "10 Jahre Freiheit", welches sie erneut gemeinsam mit Heike Gronemeier verfasste.

Erstes Sachbuch

Im Jahr 2019 widmete sich Kampusch einem anderen Genre und schrieb gemeinsam mit Niki Uzelax das Sachbuch "Cyberneider - Diskriminierung im Internet".

Schmuckdesignerin

Im Jahr 2017 widmete sich Kampusch ihrem großen Traum einer eigenen Schmuckkollektion, die sie unter dem Namen "Fiore" (ital. Blume) herausgibt. Die Entwürfe stammen von Kampusch und werden von der Goldschmiedin Gerda Guggenberger in Sterlingsilber-Schmuck umgesetzt.

Blume steht für Kampuschs Lebensweg

Die Blume steht als Motiv für Kampuschs eigene Lebensgeschichte, so ihre Website: Die Blume "ist ein Lebewesen, das, scheinbar ungeachtet von Zeit und Raum, stets von neuem zu blühen beginnt".

"Niemals ihren Willen verloren"

Und weiter: "Auch Natascha hat niemals ihren Willen verloren oder die Hoffnung aufgegeben, wieder einmal ein Leben in Freiheit zu führen. Sie musste aus eigener Kraft gedeihen, um sich selbst, ohne jegliche Hilfe, zu befreien. Heute erblüht sie in voller Pracht und strahlt eine unglaubliche Positivität aus, denn endlich darf sich frei, stark und schön fühlen!"

Karitatives Projekt

2011 widmete sich Kampusch einem karitativen Projekt und eröffnete durch Unterstützung von "Jugend eine Welt", einem Hilfswerk der Salesianer Don Boscos, ein Kinderkrankenhaus in Sri-Lanka.

Wohnhaft in Wien

Die heute 35-jährige Kampusch lebt und arbeitet in Wien.

"Wer weiß"

Auf die Frage, ob Kampusch gerne eine Familie gründen möchte, antwortete sie in einem Interview mit der Zeitschrift "Closer" im Jahr 2018: "Ich bin lieber alleine. Ich sag zwar oft, wenn ich gefragt werde: 'Wer weiß'. Aber ich möchte eigentlich nicht heiraten. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, Kinder zu bekommen. Obwohl ich denke, ich wäre eine gute Mutter."

Partnersuche ist schwierig

In der Ö3-Show "Frühstück bei mir" sagte Kampusch im Jahr 2022 laut heute.at über die Partnersuche, dass es schwierig sei, jemanden kennenzulernen: "Es gibt viele Leute, die meine Geschichte anzweifeln. (...) Und nicht jeder möchte nicht in der Öffentlichkeit stehen, aber da kann ich natürlich nichts dafür."

Reiten und Schreiben

Auch über ihren aktuellen Alltag gab Kampusch in der Show Auskunft: "Ich fahre fast täglich in den Stall und dann reite ich. Das ist sehr zeitintensiv. Meine Bücher sind meine Haupteinnahmequelle."

Aufruf in Ö3-Show

Kampusch sagte weiter: "Wer noch eine andere Einnahmequelle weiß, soll sich melden. Seminare, etwas moderieren, als Speakerin arbeiten – das würde mich interessieren."

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