Warum ist die Delta-Variante so viel ansteckender?
Gerade als es so aussah, als würden die Impfstoffe der Pandemie ein rapides Ende setzen, fängt die Delta-Variante an sich weltweit zu verbreiten und zieht allen einen Strich durch die Rechnung. In Ländern wie Indonesien sind die Infektionszahlen dramatisch hoch angestiegen. Aber auch in Europa herrscht Alarmbereitschaft, denn auch hier nimmt die Zahl der Fälle zu. Aber inwiefern ist diese Covid-Variante ansteckender?
Die Viren funktionieren so, dass sie sich weiterentwickeln, um eine größere Zahl an Menschen anzustecken, und die Delta-Variante war dabei erfolgreich: eine chinesische und eine britische Studie kamen beide zu dem Schluss, dass die Viruslast dieser Variante 1000 Mal höher ist als die der Alpha-Variante.
Bisher steckte ein Angesteckter durchschnittlich zwei bis drei Menschen an. Wegen der bereits erwähnten Viruslast steigt aber die Zahl bei der Delta-Variante auf fünf.
Ein weiterer Grund für die rasante Ausbreitung der Delta-Variante ist, dass jeder Angesteckte sehr schnell selber ansteckend wird: manche Experten denken, dass man am Tag der Ansteckung bereits ansteckend ist. Auch ohne Symptome könne der Virusträger sofort weitere Menschen anstecken.
Asymptomatische Ansteckung hat auch mit der Impfung zu tun: die Geimpften mögen zwar nicht erkranken, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie weiterhin ansteckend sind. So kann sich das Virus trotz hoher Impfraten weiterverbreiten.
Es ist trotzdem wichtig zu begreifen: Obwohl die verschiedenen Impfstoffe die Ansteckung mit der Delta-Variante nicht zu 100% verhindern, schützen sie wenigstens vor schweren Krankheitsverläufen. Das wurde durch Analysen von Daten aus Krankenhäusern im Vereinigten Königreich, Frankreich, Spanien und anderen europäischen Ländern statistisch bewiesen.
Die enorme Viruslast der Delta-Variante führt dazu, dass im Außenbereich verglichen zu früheren Virustypen eine deutlich höhere Ansteckungsgefahr besteht. Die von einem Angesteckten ausgeatmete Luft kann bis zu einer Distanz von zwei Metern ansteckend bleiben.
Aus diesem Grund fordern die Epidemiologen, dass die Behörden trotz der Pandemie-Erschöpfung der Bevölkerung weiter die Maskenpflicht im Innen- sowie Außenbereich durchsetzen.
In Ländern, wo die Impfkampagne schon weit fortgeschritten ist, besteht das Verlangen, zum normalen Leben zurückzukehren. Das ist zum Beispiel besonders in Großbritannien während des „Freiheitstags“ zu beobachten. Ohne Masken, zurück in die Nachtklubs – all das führt natürlich dazu, dass mit der Delta-Variante die Anzahl der Infektionen und Krankenhausaufenthalte in diesem Land wieder ansteigen.
Das Problem bei dem massiven Ausbruch der Delta-Variante ist, dass die Herdenimmunität dadurch erst mal ausbleibt. Laut Experten muss nun 80% der Bevölkerung geimpft werden, um die Zirkulation der Delta-Variante zu unterbrechen – bei der Alpha-Variante ging man hingegen von nur knapp 70% aus.
Es scheint aber so, dass die Delta-Variante nicht tödlicher als die früheren Varianten des Virus ist. Die Viren „profitieren“ nicht davon, uns zu töten, sondern sich ruhig in unseren Körpern zu verbreiten. Deshalb entwickeln sie sich tendenziell dazu ansteckender und nicht tödlicher zu werden. Nichtsdestotrotz steigen die schweren Krankheitsverläufe aus dem einfachen statistischen Grund, dass es umso mehr schwere Fälle gibt, je mehr Menschen erkranken.
Die Pharmaindustrie nutzt die Delta-Krise dazu aus, um die Idee zu verbreiten, dass eine zusätzliche Impfstoff-Dosis nötig sei, um weitere Wellen der Pandemie zu bremsen. Israel macht es schon. Die Epidemiologen glauben aber trotzdem nicht, dass es einen Nutzen hat – zumindest zur jetzigen Zeit noch nicht.
Tatsächlich denken die Experten, dass man sich bis zum Ende der Pandemie gedulden muss und keine unmittelbare Rückkehr zur Normalität erwarten darf. Massenimpfungen, das Einhalten der Masken- und Abstandspflicht und die Reduzierung von persönlichem Kontakt seien immer noch der Schlüssel zur Bekämpfung der Pandemie.
Es ist schwer nach dieser langen Zeit der Einschränkungen einzusehen, doch das Virus ist tatsächlich mutiert und verschiedene Sicherheitsmaßnahmen (Impfung, Maske, usw.) sind leider auch weiterhin nötig, um massive Ansteckungen zu verhindern.
Und natürlich ist es nötig, die Infektionskette komplett zu unterbrechen, da jede Ansteckung dem Virus die Möglichkeit bietet sich zu mutieren: Je mehr Menschen sich anstecken, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Virus lernt, wie unser Immunsystem funktioniert, und es letztendlich umgeht.
Ein weiterer zu berücksichtigender Faktor ist, wie sich die Delta-Variante in armen Ländern und Erdteilen, die noch nicht so stark betroffen sind, wie Afrika ausbreiten könnte. Handelt es sich hier womöglich um eine Zeitbombe?
Zugleich ist in manchen europäischen Ländern festzustellen, dass die Krankenhausaufenthalte rasant ansteigen, obwohl die Zahl der Todesfälle weiter sinkt.
In der wirtschaftlichen und emotionalen Achterbahn, die die Pandemie verursachte, hat die Delta-Variante für den einen oder anderen Zusammenbruch der Börsenmärkte und für Furcht unter den Investoren gesorgt.
So müssen wir damit rechnen, dass das Ende der Pandemie weiter auf sich warten lässt, selbst wenn in manchen Ländern bereits ein „Coronavirus Independence Day“ 2021 gefeiert wird.
Und so geht der Kampf gegen die Delta-Variante weiter, genauso wie die Pandemie weitergeht. Aber lasst uns optimistisch sein: die Wissenschaft kann dem Virus die Stirn bieten. Noch ein paar Anstrengungen und diese furchtbare Episode der Menschheitsgeschichte wird Vergangenheit sein.