WM 2022: Erst Menschrechtsverletzungen, jetzt gekaufte Fans

Sind die Fans in Katar gekauft?
Angeblich wurden englische Fans bezahlt
Insgesamt sollen es 1600 Fans sein
Flüge, Hotels und Aufenthaltskosten bezahlt
SC widerspricht
Verhaltensregeln
Katar muss respektiert werden
Die umstrittenste WM aller Zeiten
Gewinner des Auswahlverfahrens
Katar bekam die Mehrheit der Stimmen
Ein Rätsel, warum es ausgewählt wurde
Oder doch nicht so mysteriös?
Jack Warner, unter Beschuss
Der erste von 16 angeklagten FIFA-Wählern
Katar dementiert
Organisatorische Fragen
Der Weihnachtspokal
Eine Pause in der regulären Saison
Menschenrechte
Vorwürfe wegen Zwangsarbeit
Aufrufe zum Boykott
Deutschland beteiligt sich am Protest
Polemik um den Energieverbrauch
Strikte Regeln
Alkohol
Jeder ist willkommen: auch Schwule?
Was wird passieren?
Sind die Fans in Katar gekauft?

In den Straßen von Katar sind seit Tagen internationale Fußballfans unterwegs. Aber kurz vor dem Anpfiff der WM, kam der Verdacht auf, dass der Gastgeber Fans bezahlt um gute Stimmung zu verbreiten. Was ist dran an dem Vorwurf?

Angeblich wurden englische Fans bezahlt

Laut der englischen Tageszeitung 'The Times' wurden auch 40 englische und 40 walisische Fußballfans bezahlt. Laut dem Bericht werden Flug und Unterkunft gestellt, zudem Freitickets und etwa 69 Euro pro Tag. Dafür müssen die Fans mindestens zwei Wochen in Katar bleiben und im richtigen Moment Fangesänge anstimmen und positive Atmosphäre in den Stadien vortäuschen.

Insgesamt sollen es 1600 Fans sein

Auch die niederländische Rundfunkanstalt NOS berichtete, dass 50 Fans der Nationalmannschaft für Imageauftritte gekauft wurden. Nach Informationen der Plattform theleader.com sollen es bis zu 1600 Fans weltweit sein.

Flüge, Hotels und Aufenthaltskosten bezahlt

Laut Recherchen der Deutschen Welle hat Katar tatsächlich ausgesuchte internationale Fußballfans zur WM eingeladen und ihnen Flüge, Hotels und Aufenthaltskosten bezahlt. DW berichtet, dass das von der zuständigen Organisation Supreme Committee (SC) auf eine Anfrage der DW bestätigt wurde.

SC widerspricht

In der Erklärung widerspricht das SC, laut DW, aber den Vorwürfen, die Fans würden bezahlt, um im Gegenzug "koordinierte Promotion für die WM" zu erhalten. "Diese Unterstellung ist absolut falsch", heißt es in einem Statement.

"Passionierte Fußballfans"

DW berichtete weiter. dass sich dieses sogenannte 'Fan Leader Network' Programm an "passionierte Fußballfans" richtet, die "wichtige Informationen über die WM mit ihren Freunden teilen" sollen.

Verhaltensregeln

Ganz offiziell existiert aber ein "Code of Conduct" in dem steht: Die Fans verpflichten sich vertraglich, die WM in Katar "durch Liken und Teilen" von Social Media Posts "zu unterstützen" und dabei den Hashtag #IAMAFAN zu verwenden sowie den Kanal Roadto2022 zu taggen.

Katar muss respektiert werden

Außerdem werden die Fans in dem Dokument darauf hingewiesen, dass ihre Posts "gemonitort" werden. Katar behält sich das Recht vor Posts zu löschen, die gegen den Code of Conduct verstoßen. "Herabwürdigung der WM oder Katars" sei "offensichtlich unangebracht", heißt es.

Die umstrittenste WM aller Zeiten

Die Polemik um die bezahlten Fans ist nur eine von vielen. Von Anfang an war die WM in Katar umstritten. Kritiker auf der ganzen Welt waren schockiert, als Katar den Zuspruch als Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft 2022 bekam. Wie konnte einer Nation ohne Fußballgeschichte eine so prestigeträchtige Aufgabe übertragen werden? Werfen wir einen Blick auf die Geschichte und die Kontroversen hinter der Organisation der WM 2022.

Gewinner des Auswahlverfahrens

Im Dezember 2010 erlebte die Welt (mit Verwirrung und Bestürzung der Mehrheit der Fußballfans auf der ganzen Welt), dass Katar das Recht zuerkannt wurde, die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2022 auszurichten.

Katar bekam die Mehrheit der Stimmen

Mehrere andere Länder hatten sich  beworben, darunter Australien, Japan, Südkorea und die Vereinigten Staaten. Katar ging schließlich als Sieger aus dem Auswahlverfahren hervor und erhielt die absolute Mehrheit der Stimmen des 22-köpfigen Exekutivkomitees.

Ein Rätsel, warum es ausgewählt wurde

Katar, ein kleiner Golfstaat in der Wüste, hat kaum Fußballgeschichte. Es hat sich nie für eine WM qualifiziert. Für die meisten Experten und Fans war es ein Rätsel, warum und wie dieses Land überhaupt als Gastgeber des Turniers in Frage kommen konnte, geschweige denn ausgewählt wurde.

Oder doch nicht so mysteriös?

Anderen erschien die Wahl nicht so mysteriös. Viele Kritiker wiesen auf die grosse Zahl von reichen Öl-Konzernmanagern und Finanziers hinter dem Angebot von Katar hin und meinten, die Stimmen seien gekauft worden. Wie die Daily Mail 2019 berichtete, "war die darauf folgende Korruptionsermittlung umfangreich und weitreichend und warf einen enormen Schatten auf den Fußball."

Jack Warner, unter Beschuss

Im März 2014 berichtete der Daily Telegraph, dass ein Unternehmen, das mit Katars erfolgreicher Bewerbungskampagne in Verbindung steht, dem Ausschussmitglied Jack Warner und seiner Familie 1,2 Millionen Dollar gezahlt haben soll. Der Daily Telegraph berichtete weiter, dass das FBI gegen Warner in dieser Beziehung ermittelt.

Der erste von 16 angeklagten FIFA-Wählern

Bis 2019 waren 16 der 22 FIFA-Führungskräfte, die für die Bewerbung von Katar gestimmt hatten, "entweder gesperrt, wegen krimineller Korruption angeklagt, in FBI-Fälle verwickelt oder wegen ethischer Verstöße angeklagt, aber nicht verurteilt“, berichtete The Daily Mail.

Katar dementiert

Im weiteren Verlauf der Ermittlungen berichtet Reuters, dass die Organisatoren der WM 2022 in Katar die Vorwürfe des US-Justizministeriums, das Bestechungsgelder gezahlt worden waren, um sich die Stimmen für die Ausrichtung des Turniers 2022 zu sichern, entschieden zurückgewiesen haben.

Organisatorische Fragen

Neben der Frage, wie Katar die Bewerbung gewonnen hat, stellte sich die Frage, wie das Turnier organisiert werden soll. Es wird die erste Weltmeisterschaft sein, die jemals in der arabischen Welt ausgetragen wurde, und Katar hat extreme Wetterbedingungen.

Der Weihnachtspokal

Aufgrund der intensiven Sommerhitze in Katar findet die WM von Ende November bis Mitte Dezember statt und ist damit das erste Turnier, das nicht in den Monaten Mai, Juni oder Juli ausgetragen wird. Außerdem soll es in einem verkürzten Zeitrahmen von rund 28 Tagen gespielt werden – eine weitere Premiere.

Eine Pause in der regulären Saison

Der Zeitpunkt der WM wird den europäischen Fußball terminlich stark beeinflussen, da die Mannschaften zur Saisonmitte eine 4-6-wöchige Pause einlegen müssen, um am Turnier teilzunehmen. ESPN zitiert eine Reihe von hochkarätigen Clubs, die sagen, dass die Terminplanung "nicht hilfreich und eine Unannehmlichkeit ist, aber auch, dass es keine andere Wahl gibt als sie zu akzeptieren".

Menschenrechte

Katar wurde auch wegen des Umgangs mit ausländischen Arbeitern kritisiert, die an der Vorbereitung auf die WM 2022 beteiligt waren.

Vorwürfe wegen Zwangsarbeit

Amnesty International hat gründliche Untersuchungen durchgeführt und festgestellt, dass Gewerkschaften und Vereinigungen von Arbeitern verboten sind. Sie erwähnten auch "Zwangsarbeit" und sagten, dass Hunderte oder möglicherweise sogar Tausende von Wanderarbeitern an den unmenschlichen Arbeitsbedingungen und der Vernachlässigung von Seiten des Staates gestorben sind.

Aufrufe zum Boykott

Angesichts der Korruptionsvorwürfe und der Menschenrechtsverletzungen gab es viele internationale Aufrufe zu einem Boykott der WM in Katar. Mit dabei Philipp Lahm. "Menschenrechte sollten bei der Turniervergabe mit die größte Rolle spielen. Wenn ein Land den Zuschlag bekommt, das in dieser Beziehung mit am schlechtesten abschneidet, macht man sich schon Gedanken, nach welchen Kriterien da entschieden wurde", erklärte der Ex-Fußballprofi.

Deutschland beteiligt sich am Protest

Deutschland trug vor dem Anpfiff im ersten Gruppen-Qualifikationsspiel gegen Island  Trikots mit der Aufschrift "MENSCHENRECHTE".

Polemik um den Energieverbrauch

Ein weiterer Kritikpunkt an der Ausrichtung der Weltmeisterschaft in Katar ist der intensive Energieverbrauch, den die Veranstaltung erfordert. Die Klimatisierung der riesigen Fußballstadien ist wegen der anhaltenden Hitze im Herbst ein exorbitanter Energieverbrauch, während die Welt seit der russischen Invasion in der Ukraine unter einer schweren Energiekrise leidet.

Strikte Regeln

Dazu kommen die Regeln, die den Respekt vor der Kultur von Katar garantieren sollen.

Alkohol

Nach katarischem Recht ist es ein schweres Vergehen, in der Öffentlichkeit betrunken zu sein. Die Organisatoren hoffen, dass die Fans verstehen, dass sie sich in einem konservativen Land befinden, und ihr Verhalten mäßigen. "Dies ist letztlich ein konservatives, aber gastfreundliches Land", sagt ein Insider dem Guardian. "Es muss also auf beiden Seiten ein Verständnis dafür herrschen, dass die Leute kommen und sich amüsieren und gleichzeitig die Kultur respektieren."

Jeder ist willkommen: auch Schwule?

Beziehungen zwischen Männern sind in Katar illegal. Ein Gesetz aus dem Jahr 2004 bestraft sie mit Freiheitsstrafen zwischen einem und drei Jahren. Im Laufe des Jahres 2022 kündigten die Organisatoren der Fußballweltmeisterschaft an, dass außereheliche und gleichgeschlechtliche Beziehungen während der gesamten Dauer der WM ausnahmslos verboten sein würden.

Was wird passieren?

Alle Augen richten sich jetzt auf Katar, um zu sehen, wie die umstrittene WM ablaufen wird... und nicht nur in den Stadien.

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