Was genau ist die Super League, der neue europäische Fußballwettbewerb?

Vergangene Woche hat die PR-Agentur des Super League-Projekts die Merkmale des neuen Wettbewerbsformats detailliert beschrieben. Nachdem der Vorschlag zwei Jahre zuvor gescheitert war, liegt jetzt wieder eine neue Option auf dem Tisch.

Das Projekt wurde erstmals 2021 ins Leben gerufen, verschwand dann aber wieder, weil mehrere Vereine (vor allem aus England) ihre Bewerbung zurückgezogen hatten. Das Projekt wurde von den größten europäischen Institutionen wie Real Madrid, FC Barcelona und Juventus ins Leben gerufen.

Die 2021 präsentierte Super League wurde von Fans und Experten als neue Möglichkeit für große Vereine gesehen, ihre finanzielle Dominanz über andere zu etablieren. Es war ein Format mit 15 ständigen Mitgliedern, die den weitaus größten Teil des Budgets unter sich aufteilen.

Als das Projekt der Öffentlichkeit präsentiert wurde, erklärten einige Spieler ihre Ablehnung. "Es gibt Träume, die man nicht kaufen kann“, sagte Mittelfeldspieler Bruno Fernandes von Manchester United auf Instagram und bezog sich damit auf das Prestige der Champions League. Eine Position, die auch der englische Spieler Gary Neville vertritt.

Nach dem Misserfolg vor zwei Jahren wurde gerade eine neue Version des Formats vorgestellt. Eine weniger elitäre, die auf "Verdiensten" beruht. Ein offener Wettbewerb mit 60 bis 80 Mannschaften mit mehreren Divisionen, aber ohne ständige Mitglieder (im Gegensatz zur ersten Version). So wird sichergestellt, dass jeder Teilnehmer mindestens 14 europäische Spiele pro Saison bestreitet, um seine Platzierung in der Super League zu bestimmen.

Im Gegensatz zum alten Vorschlag soll dieser solidarischer sein und sich weniger auf die Giganten des europäischen Fußballs konzentrieren. Stattdessen möchte er den "kleinen Mannschaften" mehr Mittel zur Verfügung stellen, damit sie mit den großen Teams konkurrieren können. Eine sinnvolle Lösung in einer Zeit, in der der Fußball eine Phase der Grauzonen in Bezug auf das "Financial Fairplay" erlebt.

Im Großen und Ganzen ist die Super League eine Art 'Mini-Meisterschaft' mit mehreren Divisionen. Sie ist nicht wie ein 'Pokalformat' mit Gruppen und Endspielen. Dies ermöglicht es den Vereinen, Dutzende von europäischen Spielen pro Saison zu bestreiten.

Aber warum wollen Klubs wie der FC Barcelona oder Real Madrid unbedingt die Gründung dieser Super League? Ganz einfach, weil dieser Wettbewerb von den Teilnehmern selbst organisiert wird und nicht von Institutionen wie der FIFA oder der UEFA. Die Vereine wollen sich über die Super League von diesen Organisationen lösen.

Damit das Projekt angenommen wird, muss es vor allem der Öffentlichkeit gefallen. Das war den Gründern klar. Zu diesem Zweck legten sie den Schwerpunkt auf bestimmte Werte, die Fußballfans ansprechen. Die Super League kämpft vor allem mit der Popularität ihres Rivalen, der Champions League, die von vielen als der "beste Fußballwettbewerb der Welt" angesehen wird.

Um der Öffentlichkeit zu gefallen, erklärte Bernd Reichart, der Präsident der Kommunikationsagentur A22, die die Super League vertritt, dass er "ein nachhaltiges Sportprojekt für die europäischen Klubwettbewerbe schaffen wolle. Die Herausforderungen sind klar, es müssen Maßnahmen im Interesse der Fans, der Spieler und der Vereine ergriffen werden".

Die öffentliche Meinung ist daher gespalten. Auf der einen Seite ist die Champions League ein großartiger Wettbewerb, der Heilige Gral für jeden Verein und Fan. Auf der anderen Seite sind sich die Fußballfans der aktuellen Probleme bewusst: ein ungleiches System der Ressourcenumverteilung, unklare Regeln des 'Financial Fairplay' und eine immer größer werdende Kluft zwischen den Vereinen. Problematiken, die im Projekt der Super League berücksichtigt werden.

Die Einführung dieser Super League würde also auf Kosten der Champions League gehen. Dies würde das Ende des Europapokals und seines Formats bedeuten: Gruppenphase - Endphase - Finale. Eine Tatsache, die schwer zu akzeptieren ist, da sie so legendär ist und tolle Spiele hervorbringt.

Um sich von seinem Rivalen abzuheben, hat die Super League beschlossen, mehrere Punkte hervorzuheben, die mit den Grundwerten des Fußballs zu tun haben. Das Projekt will die Fußballlandschaft mit moderneren Ideen revolutionieren.

Der erste Punkt, auf den Bernd Reichart pochte, betrifft die Spieler: "Ihre Gesundheit muss ein wesentlicher Faktor bei der Berechnung der Anzahl der jährlichen Spiele sein. Die Spielerverbände sollten einbezogen werden, um die Gesundheit der Spieler zu sichern, und ein EU-weiter Dialog sollte gefördert werden."

Der zweite ebenfalls wesentliche Punkt betrifft die Finanzen der Teilnehmer. Die Super League will ein gesünderes Ressourcensystem implementieren, das verhindert, dass einige Vereine zu viel ausgeben: "Um die Nachhaltigkeit zu verbessern, sollten die Ausgaben nur auf den generierten Ressourcen basieren und nicht auf Kapitalspritzen, die den Wettbewerb verzerren."

Anders als die Champions League würde diese Liga vollständig von den teilnehmenden Klubs und nicht von Organisationen wie der FIFA und der UEFA verwaltet werden: "Die europäischen Vereinswettbewerbe sollten, wie auf nationaler Ebene, von den Vereinen verwaltet werden und nicht von Dritten, die davon profitieren, ohne irgendein Risiko zu übernehmen."

Um Genaueres über die Super League zu erfahren, wurde am 13. Januar auf Apple TV+ eine Dokumentarserie veröffentlicht, in der die Hauptakteure des Projekts zu Wort kommen.

Was meinen die Spieler und Trainer?  Seit das neue Projekt vorgestellt wurde,  halten sie sich lieber im Hintergrund. Bisher wurde noch keine Erklärung zu diesem Thema abgegeben.

Das Projekt Super League spaltet die Meinungen. Die Vorteile liegen auf der Hand: verbesserter Wettbewerb unter Berücksichtigung der Gesundheit der Spieler, weniger Ungleichheit zwischen den Vereinen und ein solidarischeres Projekt. Die Nachteile sind ebenfalls sichtbar: das Ende der Europapokale, ein Projekt, das in einigen Aspekten noch unklar ist, und die Befürchtung, dass die großen Vereine den Wettbewerb vollständig an sich reißen werden.

Es liegt also an Ihnen zu entscheiden, ob Sie für oder gegen die Super League sind. Jeder sollte sich seine eigene Meinung zu dem Projekt bilden. Auf jeden Fall ist es ein ambitioniertes Format, das die Welt des Fußballs revolutionieren will. Fortsetzung folgt....