Joe Louis, der Boxer, der Nazi-Deutschland die Stirn bot
Joe Louis wird von vielen als der größte Boxer aller Zeiten angesehen. Mit einer Größe von knapp 1,88 m und 90 kg würde er von den Schwergewichten des modernen Boxsports in den Schatten gestellt werden, aber seine Fähigkeiten und seine Kraft machten ihn zu seiner Glanzzeit zum erfolgreichsten Boxer der Welt. Doch abgesehen vom Boxsport waren es vor allem seine Kämpfe gegen Max Schmeling und damit in gewisser Weise auch gegen Nazi-Deutschland, die Louis zu etwas ganz Besonderem machten.
Joe Louis Barrow wurde 1914 in Alabama geboren. Der tiefe Süden der USA war zu dieser Zeit noch dabei, das Ende der Sklaverei zu bewältigen, und die negative Einstellung gegen Schwarze war in seiner Kindheit weit verbreitet.
Im Alter von nur 12 Jahren zogen Louis und seine Familie nach einem Zwischenfall mit dem Ku-Klux-Klan, der zu dieser Zeit seine rassistische Gewalt verschärfte, in den Norden der USA. Die Familie ließ sich in Detroit nieder, wo sie auch bleiben würde. Denn mehrere Familienmitglieder arbeiteten für die Ford Motor Company.
Louis war schon immer ein begeisterter Sportler und der Boxkampf weckte sehr früh sein Interesse. Trotz seiner Ausbildung und seiner Arbeit fand er immer noch Zeit zum Boxen, auch gegen den Willen seiner Mutter.
Joe Louis würde für immer den Nachnamen seiner Familie verlieren, weil er vor seinem Boxdebüt ein Anmeldeformular falsch ausgefüllt und 'Barrow' nicht in das richtige Kästchen eingetragen hatte. Der abgekürzte Name blieb bestehen und er würde für immer Joe Louis sein.
In den folgenden Jahren dominierte Louis die Amateurboxszene. Er begann mit lokalen Kämpfen und gewann schließlich 1933 das United States Amateur Champion National AAU-Turnier.
Louis' Talent war offensichtlich, und mit einer Amateurbilanz von 50:4 war es für den jungen Boxer eine Selbstverständlichkeit, Profi zu werden. Sein erster Profikampf fand im Juli 1934 statt, bei dem er seinen Gegner gleich in der ersten Runde ausknockte.
Es ist wichtig, den Kontext zu verstehen, in dem Louis sich damals befand. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Rassismus gegen Schwarze in der amerikanischen Gesellschaft weit verbreitet, und viele weiße Boxer weigerten sich, gegen ihre schwarzen Kollegen zu kämpfen. Louis' Aufstieg an die Spitze war sicherlich kein leichter Weg.
Louis und sein Management wussten, dass sie sich clever verhalten mussten, wenn er an die Spitze kommen wollte, und erstellten mit Unterstützung eines großen Boxpromoters eine Liste von 'Geboten', die Louis befolgen sollte. Dazu gehörten: "Lass dich nie mit einer weißen Frau fotografieren" und "Lebe und kämpfe sauber". Sicherlich ein Zeichen der Zeit.
Louis kämpfte im Jahr 1935 mehr als ein Dutzend Mal, eine Zahl, die im modernen Profiboxen fast beispiellos ist. Aber diese Beständigkeit verschaffte Louis die Chance, gegen Primo Carnera anzutreten, einen 1,98 m großen und 120 kg schweren Giganten aus Italien. Carnera war ein ehemaliger Weltmeister, aber Louis versetzte ihm in der sechsten Runde des Kampfes einen K.o.-Schlag.
Carnera galt als Verkörperung des italienischen Faschismus unter Mussolini, so dass dieser Kampf und sein Ergebnis auf der Weltbühne eine weitaus größere Bedeutung erlangten als ein einfacher Profiboxkampf. Und es war nicht das letzte Mal in seiner Karriere, dass Louis für etwas kämpfte, das weit über den Sport hinausging.
Nach diesem Sieg kämpfte Louis gegen Max Baer, der von der Washington Post als "die einzige weiße Hoffnung für die Verteidigung der nordischen Überlegenheit im Preisring" bezeichnet wurde. Louis besiegte Baer souverän und wurde so zur Nummer eins der Weltrangliste.
Max Schmeling (im Bild) wurde als guter, wenn auch nicht spektakulärer Kämpfer angesehen. Obwohl er einen Weltmeisterschaftstitel gewann, wurde dies als Glück und unverdient angesehen. Deshalb trainierte Louis für den Kampf zu wenig und verlor gegen den Deutschen.
Trotz der Niederlage gegen Schmeling hatte Louis noch eine Chance auf den Weltmeistertitel. Ungeachtet der Schwierigkeiten, den Kampf zu arrangieren, kämpfte Louis schließlich gegen James Braddock um den Weltmeistertitel im Schwergewicht. Braddock war ein talentierter und zäher Kämpfer, der Louis in der ersten Runde niederschlug, aber schließlich ermüdete, und von Louis in der achten Runde besiegt wurde.
Louis verteidigte dann seinen Titel gegen den Waliser Tommy Farr und sollte erneut gegen Max Schmeling antreten. Schmeling hatte sich mehrfach der Nazi-Partei widersetzt, war aber dennoch ungewollt zu einem Symbol des deutschen Nationalstolzes geworden und wurde -auch ungewollt- als Beweis für die "arische Überlegenheit" gepriesen.
Am 22. Juni 1938 trafen Louis und Schmeling erneut im Ring aufeinander, wobei weit mehr auf dem Spiel stand als nur ein Boxkampf. Der afroamerikanische Champion gegen den Helden von Nazi-Deutschland. Der Kampf selbst dauerte kaum zwei Minuten, da Louis von Anfang an auf Schmeling einschlug und dieser nach einer Ecke das Handtuch warf.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde Schmeling von den Nazifunktionären sofort gemieden, da er, aus ihrer Sicht, die Partei im Stich gelassen und sie auf der internationalen Bühne blamiert hatte.
Joe Louis setzte seine Karriere fort und verteidigte seine Weltmeisterschaft 12 Jahre lang erfolgreich, bis er sie schließlich 1949 verlor. Sowohl die Dauer als auch die Anzahl seiner Titelverteidigungskämpfe sind bis heute Rekorde. Er bleibt als einer der größten und einflussreichsten Kämpfer der Boxgeschichte in Erinnerung.
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