Christoph Daum: Reaktionen auf den Tod des unkonventionellen Trainers
Die Trainerlegende Christoph Daum hat seinen langen Kampf gegen den Krebs verloren. Er wurde 70 Jahre alt. „Du kannst hinfallen. Es ist auch nicht entscheidend, wie oft du hinfällst. Du musst nur immer wieder aufstehen.“ So beginnt Daums Biografie auf seiner Website. Eine gute Zusammenfassung seines Lebens...
Im Herbst 2022 erhielt Daum die dramatische Diagnose: Lungenkrebs. Am 24. Oktober 2023 feierte er noch seinen 70. Geburtstag, mit vielen prominenten Gästen, die jetzt um ihn trauern...
Er war "seiner Zeit in seinen besten Jahren weit voraus", sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler, der unter Daum in Leverkusen gespielt hat. "Als Trainer und als Mensch hat er oft polarisiert, doch sein Erfolg war stets das Ergebnis sehr harter Arbeit und außergewöhnlicher Leidenschaft."
"Wenn man einmal erlebt hat, mit welcher Energie, welcher Leidenschaft und welcher Euphorie er über den Fußball gesprochen hat, kann man nachvollziehen, was das für ein großer Verlust ist", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. "Er war ein echter Typ."
Tieftraurig erzählte sein langjähriger Wegbegleiter, der frühere Leverkusen-Manager Reiner Calmund, der Deutschen Presse-Agentur von der letzten gemeinsamen Kreuzfahrt im Sommer. "Ach Calli", habe Daum irgendwann geseufzt, "wir würden besser bis zum Schluss auf dem Schiff bleiben, bis es zu Ende geht".
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Christoph Daum hatte es von klein auf alles andere als leicht. Als er sechs Jahren alt war, starb sein Vater. Er zog vom ruhigen Erzgebirge nach Duisburg, wo er mit seiner Mutter lebte und sich in der urbanen Welt behaupten musste.
Als Jugendlicher begann er mit dem Fußball. Er spielte in verschiedenen Vereinen und studierte parallel an der Deutschen Sporthochschule in Köln, wo er 1980 sein Examen als Fußballlehrer bestand.
Schnell wurde Daum klar, dass er kein erstklassiger Spieler sein wird. Redegewandt und mit ausgeprägten pädagogischen und psychologischen Interesse, hatte er mehr Talent zum Trainer.
1986 übernahm Christoph Daum die erste Mannschaft des 1. FC Köln. Seine Methoden als Trainer machten bald Schlagzeilen.
In der Saison 1988/89 klebte er 40.000 D-Mark in Scheinen an die Kabinentür des 1. FC Köln, um seinen Spielern die mögliche Prämie für die Meisterschaft visuell zu verdeutlichen. Das folgende Spiel gewannen sie mit 2:1. Daum war erfolgreich, wurde aber trotzdem 1990 vom Club abgesetzt.
Im Bild: Christoph Daum beim Kölner Karneval 2009.
„Rückschläge, Absagen, Niederlagen muss man als Herausforderung begreifen. Hilfreich ist natürlich, ein unbegrenztes Selbstvertrauen zu haben.“
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Kurz nach dem Aus in Köln übernahm er die Mannschaft vom VfB Stuttgart. 1992 gelang es ihm und seinem Team Deutscher Meister zu werden, aber nach dem Triumph kamen Niederlagen und Daum trat angesichts der wachsenden Kritik 1993 zurück.
Danach ging er zu Besiktas Istanbul, aber 1996 kam er als Cheftrainer von Bayern Leverkusen zurück in die Bundesliga. Unter seiner Führung wurde die Mannschaft immer besser und erfolgreicher.
Alle lief gut. So gut, dass er 2001 die deutsche Nationalmannschaft übernehmen sollte. Sein Traum schien in Erfüllung zu gehen...
Im Bild rechts mit Rudi Völler.
Doch dann kam der Skandal: Ermittlungen wegen des Verdachts auf unerlaubten Besitz von Betäubungsmitteln. Der Traum vom Nationaltrainer war ausgeträumt.
Am 27. Oktober 2000 ließ die Staatsanwaltschaft Koblenz das Haus von Daum (im Bild mit einem Streifenwagen der Kölner Polizei) durchsuchen. Daum selbst war nach seinem positiven Befund, der durch eine von ihm selbst initiierte Haaranalyse erbracht wurde, in den USA.
Es kommt zum Gerichtsverfahren. Daum gesteht, und der Prozess endet 2002 mit der Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldbuße.
Kaum war der Prozess zu Ende, ging Daum als Trainer erst nach Wien, dann nochmal in die Türkei und 2006 zurück zum 1. FC Köln, der damals Zweitligist war. Ein knappes Jahr später schaffte er mit der Mannschaft den Aufstieg in die Erste Liga. Dennoch ging er, diesmal auf eigenen Wunsch.
2011 wurde er Trainer der Bundesligamannschaft von Eintracht Frankfurt, die kurz vor dem Abstieg stand, was auch Daum nicht ändern konnte. Am Saisonende trat Daum zurück. Besser lief es als Trainer beim FC Brügge, aber auch dort wollte er nicht bleiben.
Ab 2016 trainierte er die Nationalmannschaft von Rumänien. Aber das Projekt ging schief. Spielerische Erfolge blieben aus und durch seine wenig diplomatische Art der klaren Worte legte Daum sich mit der rumänischen Presse an. 2017 trat er zurück.
Seine Leidenschaft für den Fußball hat nie aufgehört. So fußballverrückt war Daum, dass er 2007 seine Lebensgefährtin, die Sängerin Angelika Camm, im Anstoßkreis des Kölner Stadions standesamtlich heiratete. Unkonventionell zu sein, war eben sein Markenzeichen. Nicht nur seine Witwe wird ihn schmerzlich vermissen.