Abspielfehler, verpasste Chancen, Verzweiflung: Deutschland unterliegt Japan mit 1:2
Nach vielen Diskussionen und dem Verbot der FIFA verzichtete Mannschaftskapitän Manuel Neuer auf die "One Love"-Kapitänsbinde. Allerdings hielten sich die deutschen Spieler beim Teamfoto die Hand vor den Mund als Zeichen für den "aufgezwungenen Maulkorb".
Nach einem holprigen Start und einem Abseitstor von Japan hatte die deutsche Nationalmannschaft zunächst das Glück auf ihrer Seite und konnte früh das erste Tor schießen. Doch in der zweiten Halbzeit konnten die Deutschen nicht daran anknüpfen - Flick und Fans waren konsterniert und fassungslos. Auch die 7 Minuten lange Nachspielzeit änderte nichts.
Deutschland traf im Auftaktspiel der Weltmeisterschaft 2022 auf Japan und hat dem Außenseiter einen großen Gefallen getan. Vor allem die defensiven Totalaussetzer, Stellungsfehler auf den defensiven Außenbahnen und Patzer im Spielaufbau sorgten dafür, dass die japanische Mannschaft meist nur auf Fehler warteten und sie nutzen musste.
Vor allem Schlotterbeck zeigte sich auf diesem Niveau vollkommen überfordert, aber auch andere Spieler sorgten für unglaubliche Szenen während der Partie.
Auf den folgenden Seiten können Sie die Zusammenfassung des ersten Spiels nachlesen.
Hinten brachte Hansi Flick neben Manuel Neuer im Tor die Viererkette aus David Raum, Antonio Rüdiger, Niklas Süle und Nico Schlotterbeck. Vorne waren Kai Havertz und Thomas Müller. Damit starteten Jamal Musiala (mit 19 Jahren der viertjüngste Deutsche in der WM-Geschichte) und Serge Gnabry auf den Außenbahnen. Allerdings betonte der Bundestrainer bei der Bekanntgabe vor dem Spiel, dass die Angreifer flexibel auftreten sollten. Ziel war es laut Bundestrainer, offensiv zu spielen.
Zu Beginn fiel auf, dass keine der beiden Mannschaften zu früh ins Risiko gehen und stattdessen die Fehler der gegnerischen Mannschaft ausnutzen wollte. Nach einem schwierigen Start und einem Abseitstor von Japan in der 8. Minute nahm das Spiel im Khalifa International Stadium langsam Fahrt auf.
Anfangs verpatzte Gnabry das Zuspiel zum Fünfmeterraum auf Havertz, dennoch ergaben sich daraus zwei gute Torchancen innerhalb von 60 Sekunden. Da war das Team noch motiviert und es schien nur etwas Genauigkeit im Abschluss zu fehlen.
Japan-Torwart Gondo foulte David Raum im Sechzehner gleich zweimal. Dies führte in der 33. Minute zu einem Elfmeter, den İlkay Gündoğan in ein Tor verwandelte. Es war der erste Treffer der Nummer 21 bei seinem zweiten WM-Spiel überhaupt. Daraufhin musste Japan in die Offensive gehen.
In der ersten Halbzeit waren die Deutschen noch überlegen, konnten Druck aufbauen, hatten 75 Prozent Ballbesitz und Torwart Shūichi Gonda hatte sichtlich zu kämpfen.
Kurz vor Ende der ersten Hälfte mit 4 Minuten Nachspielzeit sorgte ein weiteres Tor für das 2:0. Die Freude war nur kurz, denn es wurde wegen eines Abseits von Havertz nach VAR wieder aberkannt. Anschließend gab es einen Kopfball vom Japaner Maeda, der glücklicherweise nur den Pfosten traf.
Die Deutschen machten in der zweiten Halbzeit zunächst unverändert weiter, große Teile des Flick-Plans hatten bis dahin funktioniert. Japan wechselte Takefusa Kubo durch Takehiro Tomiyasu aus und ging strategisch in die Offensive.
Die Entscheidung Gündoğan im Spielverlauf für Goretzka auszuwechseln war richtig. Der Kapitän von Manchester City war der Ausgangspunkt fast jeder Offensivaktion. Auch wenn er das wichtige Kopfballduell verlor, gehörte er mit Rüdiger und Musiala zu den besseren Spielern.
Zunächst rettete eine Weltklasseparade von Keeper Manuel Neuer Deutschland noch vor dem Ausgleich (72.), doch bei seiner zweiten starken Rettungsaktion traf Ritsu Doan aus kurzer Distanz zum 1:1 in der 75. Minute.
Zehn Minuten vor dem offiziellen Ende erwachte Hansi Flick aus seiner Schockstarre und ersetzte Jamal Musiala und Kai Havertz mit Mario Götze und Niclas Füllkrug. Mit dem Mittelstürmer und Götze als formstärksten und offensivsten Mittelfeldspieler der Saison versuchte der deutsche Trainer, das Blatt noch zu wenden.
Ab der 90. Minute lagen die Nerven des deutschen Teams völlig blank und Flick versuchte, mit einer Auswechslung die Situation zu retten und schickte Youssoufa Moukoko, den jüngsten deutschen WM-Spieler der Geschichte, für Serge Gnabry auf das Spielfeld - doch es war zu spät.
Kurz vor Abpfiff unterlief Kimmich ein gravierender Abspielfehler, Rüdiger zog aus 30 Metern ab und Füllkrug versuchte, einen Strafstoß zu bekommen.
In der 7-minütigen Nachspielzeit erhielt Deutschland noch einen Freistoß von halbrechts, für den sogar Neuer mit nach Vorne kam. Dieser wurde abgeblockt, es gab noch eine Ecke und das Schicksal der deutschen Mannschaft war besiegelt.
Einfache Ballverluste, Stellungsfehler, mangelhafte Chancenverwertung, massive Koordinationsprobleme und stellenweise auch die Motivation der Spieler bieten keine Möglichkeit, das Spiel der deutschen Mannschaft schön zu reden. "Von hinten raus fehlt uns die Überzeugung. Es war nicht so, dass jeder den Ball haben wollte." sagte Gündoğan direkt nach dem Spiel. Auch Thomas Müller war geschockt und gab zu, dass die Effizienz gefehlt hat – "vorne und hinten."
Die deutschen Fußballstars zeigen auf internationaler Ebene keine entsprechenden Leistungen. In den letzten 9 Endrundenspielen siegten sie nur zwei Mal, 1 Remis und kassierten 6 Niederlagen.
Flick will jetzt laut 'Sportschau' in die Analyse gehen: "Wir haben heute individuelle Fehler gemacht, die dürfen wir nicht machen." Die Zeit drängt, denn das nächste Spiel gegen Spanien ist bereits am Sonntag und könnte für die Mannschaft die Heimreise bedeuten.