Weltweiter Streik von Amazon-Mitarbeitern am Black Friday

Weltweite Streiks
Black Friday und Cyber Monday
Zunehmende Frustration
Streik im Jahr 2017
Make Amazon Pay
Black Friday 2018 - 2021
Jüngste Erfolge der Gewerkschaften in den USA
Steigende Akzeptanz von Gewerkschaften
Black Friday 2022
Arbeitnehmerrechte
Das Lager in Staten Island
Faire Bezahlung
Unmögliche Standards und fragwürdige Überwachung
Massenkündigungen
Umweltbewusstsein
18 % mehr Kohlenstoffemissionen
Steuern
Vom ersten auf den vierten Platz
Weltweite Streiks

Am Black Friday organisierte eine Vereinigung aus 83 Organisationen einen weltweiten Streik der Amazon-Mitarbeiter. Die Aktion war Teil der Kampagne "Make Amazon Pay", der Gewerkschaften, Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten, Steuerwächter und Verbraucherorganisationen in mehr als 30 Ländern.

Black Friday und Cyber Monday

Black Friday und Cyber Monday markieren den Beginn der Einkaufssaison und Weihnachten steht vor der Tür. Dieses Wochenende ist für Amazon eines der lukrativsten des Jahres. Laut 'CNBC' belegte das Unternehmen im Jahr 2021 den ersten Platz in der Umfrage des Werbetechnologieunternehmens 'Captify' zu den meistgesuchten Händlern am Black Friday.

Zunehmende Frustration

Arbeitnehmer und Aktivisten sind zunehmend besorgt über die ökologischen und sozialen Auswirkungen des Black Friday. Europäische Einzelhandelsriesen wie Decathlon und Xanders haben sich nicht mehr an der Rabattschlacht beteiligt und sind zu nachhaltigeren Maßnahmen übergegangen. Amazon hat diese Praktiken jedoch trotz der Forderungen von Gewerkschaften und Organisationen nicht geändert.

Streik im Jahr 2017

Im Jahr 2017 beschloss etwa die Hälfte der fest angestellten Mitarbeiter einer Amazon-Niederlassung in Norditalien, zusammen mit anderen europäischen Kollegen am Black Friday zu streiken. Nach Angaben von 'The Nation' war dies einer der ersten Amazon-Streiks weltweit. Die Geschäftsleitung erklärte sich zu Verhandlungen bereit und die Beschäftigten verwendeten zum ersten Mal den Slogan "Make Amazon Pay".

Make Amazon Pay

Zwei Jahre später, im Jahr 2019, wurde die Plattform 'Make Amazon Pay' (etwa: Amazon zur Kasse bitten) offiziell ins Leben gerufen. Nach Angaben von 'The Nation' haben die Gewerkschaft UNI Global Union und die Organisation Progressive International die Kampagne initiiert. Ziel war es, Amazon dazu zu bringen, bessere Löhne zu zahlen, die Rechte der Gewerkschaften zu respektieren, den gerechten Anteil an Steuern zu zahlen und bessere Umweltpraktiken anzuwenden.

Black Friday 2018 - 2021

Seit 2018 haben die Beschäftigten jedes Jahr gestreikt, aber 'Make Amazon Pay' startete einen weltweiten Streik am Black Freitag 2021. Laut 'The Nation' nahmen an der Aktion Beschäftigte aus 25 Ländern teil, aber die Beteiligung von Organisationen in den USA war eher gering. Der Streik hatte auch keine Auswirkungen auf das Unternehmen.

Jüngste Erfolge der Gewerkschaften in den USA

Im Jahr 2022 stieg die Beteiligung in den USA dank der spürbaren Präsenz der Gewerkschaften in den Amazon-Lagern. Im April gewannen die Beschäftigten einer Amazon-Niederlassung in Staten Island, New York, eine historische Abstimmung zur gewerkschaftlichen Organisation. Es ist eines der größten Lagerhäuser des Unternehmens in den USA.

Steigende Akzeptanz von Gewerkschaften

Der gewerkschaftliche Meilenstein fällt in eine Zeit, in der die Akzeptanz von Gewerkschaften in den USA zunimmt. Laut 'Gallup' sind 71 % der Amerikaner mit der gewerkschaftlichen Organisation von Arbeitnehmern einverstanden, der höchste Wert, den das Unternehmen seit 1965 in dieser Hinsicht verzeichnet hat. Die gewerkschaftlichen Bemühungen bei Amazon folgten ähnlichen Bestrebungen bei Starbucks.

Black Friday 2022

Mit der gewerkschaftlichen Akzeptanz zu ihren Gunsten haben die Amazon-Beschäftigten den Streik am Black Friday 2022 in den USA weiter vorangetrieben. Laut 'NY1 News' planten die Amerikaner Demonstrationen in Alabama, Florida, Georgia, Massachusetts, Michigan, Missouri, New York, North Carolina, Oregon, Pennsylvania, Washington D.C. und Washington State.

Arbeitnehmerrechte

Die Website 'Make Amazon Pay' beschuldigt das Unternehmen, seine gewerkschaftsfeindlichen Bemühungen zu steigern. Amazon gab 4,3 Millionen Dollar für Kampagnen und Workshops aus, um die Beschäftigten davon abzuhalten, sich zu organisieren. Die Gewerkschaften in Alabama beschwerten sich über obligatorische gewerkschaftsfeindliche Treffen, Texte, Nachrichten in Toiletten und sogar Ampelschaltungen.

Das Lager in Staten Island

Nachdem das Werk in Staten Island im April für eine gewerkschaftliche Organisierung gestimmt hatte, versuchte Amazon zweimal, die Wahl zu kippen ─ ein Arbeitsrichter lehnte den ersten Versuch ab, woraufhin das Unternehmen Berufung einlegte. Einige Monate später, eine Woche vor dem Streik am Black Friday, wies ein Bundesrichter den Händler an, gewerkschaftsfeindliches Verhalten in seinem New Yorker Lager einzustellen.

Faire Bezahlung

Eine bessere Bezahlung ist eines der Themen, auf die diese Plattform und mehrere internationale Gewerkschaften drängen. Der Einzelhändler hat den Stundenlohn in diesem Jahr um einen Dollar erhöht, weil er sich Sorgen aufgrund gewerkschaftlichen Bemühungen in den Lagerhäusern machte. Auf der Website 'Make Amazon Pay' heißt es jedoch: "Die Reallöhne sinken, während das Unternehmen Rekordeinnahmen erzielt - 121 Milliarden Dollar im zweiten Quartal 2022", heißt es dort.

Unmögliche Standards und fragwürdige Überwachung

Das Unternehmen hat fragwürdige Praktiken wie die tägliche Überwachung der Arbeiter, um die Produktivität zu bewerten. Im Juni wurden 'Vice News' interne Dokumente zugespielt, die Amazons System zur Überwachung der Lagerarbeiter beschreiben. "[Arbeiter] können entlassen werden, wenn sie an einem einzigen Tag 120 Minuten "Time Off Task" (wie sie es nennen) anhäufen oder wenn sie an drei verschiedenen Tagen in einem Jahr 30 Minuten "Off Task" angesammelt haben", enthüllt der Artikel.

Massenkündigungen

Zusätzlich zu dem Druck auf die Lagerarbeiter begann Amazon im November mit umfangreichen Entlassungen in den Reihen des Unternehmens. Nach Angaben der 'Washington Post' riefen die Manager die Mitarbeiter zu Besprechungen zusammen und teilten ihnen mit, dass sie zwei Monate Zeit hätten, um intern einen anderen Job zu finden oder eine Abfindung zu akzeptieren. Die 'Washington Post' enthüllte auch, dass das Unternehmen plant, 3 % der Konzernbelegschaft zu entlassen: 10.000 Mitarbeiter.

Umweltbewusstsein

'Make Amazon Pay' fordert das Unternehmen auf, seinen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Im Jahr 2019 kündigte Jeff Bezos an, dass der Einzelhändler bis 2040 "Kohlenstoffneutralität" erreichen wolle. Aktivisten haben jedoch die Strategie von Bezos in Frage gestellt: Anstatt die Umweltverschmutzung zu reduzieren, hat der CEO die Initiative "Climate Pledge" ins Leben gerufen und umweltfreundliche Projekte finanziert, um die Emissionen des Unternehmens zu "streichen".

18 % mehr Kohlenstoffemissionen

Nach Angaben von 'The Verge' sind die Emissionen von Amazon im Jahr 2021 um 18 % gestiegen. Seit Bezos Ankündigung im Jahr 2019 hat das Unternehmen 40 % mehr Kohlendioxid verursacht. Der Einzelhändler erweitert seine Aktivitäten schneller, als er seinen CO2-Fußabdruck reduzieren kann. Amazon Pay behauptet, dass es nur 1 % aller Produktverkäufe in seine Kohlenstoffbilanz einbezieht.

Steuern

Die letzte Forderung des Streikenden betrifft die Steuern: "Amazon drückt die Gemeinden: 2021 zahlte es in Europa keine Einkommenssteuer und erhält stattdessen Steuergutschriften in Höhe von 1 Milliarde Dollar auf 55 Milliarden Dollar Umsatz", heißt es auf der Website 'Make Amazon Pay'. Das Unternehmen kämpft seit Jahren gegen die europäische Politik, unter anderem mit einer laufenden Klage gegen den französischen Senat und dessen Digitalsteuergesetz von 2019.

Vom ersten auf den vierten Platz

Während die Arbeitnehmer keine weiteren Aktionen am Cyber Monday angemeldet haben, hat Amazon seine Position als Verbraucherliebling am Black Friday 2022 verloren. Laut 'CNBC' liegt der Einzelhändler im 'Captify'-Ranking auf dem vierten Platz hinter Walmart, Target und Kohls's. Dieser Rückschlag wird dem Umsatz eines der reichsten Unternehmen der Welt wahrscheinlich nicht schaden.

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