Wer profitiert von der türkischen Währungskrise?
Die türkische Wirtschaft ist im Zeitraum von Juli bis September 2024 im Vergleich zum Vorquartal um 0,2% geschrumpft, teilte das türkische Statistikamt mit. Da dies das zweite Mal in Folge passiert, befindet sich das Land in einer Rezession, wie Euronews berichtet. Alle schauen nun auf die USA. Während der ersten Trump-Präsidentschaft verlor die türkische Lira mehr als 165%.
Die türkische Wirtschaft ist im Zeitraum von Juli bis September 2024 im Vergleich zum Vorquartal um 0,2% geschrumpft, teilte das türkische Statistikamt mit. Da dies das zweite Mal in Folge passiert, befindet sich das Land in einer Rezession, wie Euronews berichtet. Alle schauen nun auf die USA. Während der ersten Trump-Präsidentschaft verlor die türkische Lira mehr als 165%.
Die türkische Finanzkrise begann 2018 nach einer Zeit des Aufschwungs. Grund für die jetzige Rezession sind die hohen Kreditzinsen bei einer hohen Privatverschuldung, laut Euronews. Im Jahresvergleich verzeichnete die Türkei im dritten Quartal jedoch ein Wachstum von 2,1%. Aber weil immer mehr Türken sich nichts mehr leisten können, bei einer Inflationsrate, die im November laut Daily Sabah bei 47% lag, steigt der Druck auf Erdoğan.
Laut der OECD wird die türkische Wirtschaft in diesem Jahr voraussichtlich um 3,5 % wachsen, wovon die Bevölkerung aber derzeit nichts hat. Erdoğan kann sich in dieser Situation keinen Ärger mit Trump leisten und hält sich auch im wieder erwachten Syrien-Krieg zurück und hofft laut BNE Intellinews, dass mit Trump der Frieden im Nahen Osten kommt.
Trumps Drohung der ersten Amtszeit, die türkische Wirtschaft zu zerstören, wurde Erdoğan im Oktober 2019 in einem Brief mitgeteilt. Grund war der geplante Einmarsch türkischer Streitkräfte in Nordsyrien, um es dort mit kurdischen Militanten aufzunehmen, die sich im Kampf mit den USA gegen den Islamischen Staat verbündet hatten. Heute sind die Brandherde andere und auch die Prioritäten beider Präsidenten.
Erdoğan hielt am Anfang seiner Amtszeit, sein Versprechen, für Stabilität zu sorgen. Die türkische Wirtschaft boomte. Die neue Lira hielt sich im Wert. Jetzt ist die höchste Lira-Note nur noch rund 4,50 Euro wert, wie der Tagesanzeiger berichtet. Glücklich, wer vor Jahren einen Kredit aufgenommen hat, da dieser jetzt nichts mehr wert ist. Und auch die Touristen haben je nach Wechselkurs Vorteile.
Sparsame Menschen haben jetzt ein Problem und auch die, welche nur den Mindestlohn verdienen. Die Gewerkschaften haben mit Streiks gedroht, weil die Arbeiter mehr Geld wollen. Vor 20 Jahren, bei seinem Amtsantritt, beschloss Erdoğan, die alte Lira durch eine neue abzulösen und bei den Preisen sechs Nullen zu streichen. Das verhalf der Wirtschaft damals zum Boom, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt. Erdoğans wirre Zinspolitik infolge hat alles kaputt gemacht.
Der wieder entfachte Syrien-Krieg dürfte ihm insofern zuspielen, weil einige der Migranten wieder nach Aleppo zurückkehren dürften. Das könne zu einer innenpolitischen Entspannung in der Türkei führen, wie NTV berichtet. Derzeit leben nach Angaben der UN-Flüchtlingshilfe 3,4 Mio. Flüchtlinge in der Türkei. Die EU hat für die Auffangarbeit der Türkei seit 2011 fast 10 Milliarden Euro bereitgestellt.
Türkische Unternehmer treten immer selbstbewusster auf dem Weltmarkt auf. Das Land hat auch bei Agrarprodukten und Tourismus viel zu bieten. Die Politik hat diesen Prozess nicht durch demokratische Öffnung begleitet. Während eines Großteils des Jahres 2022 hatten negative Realzinsen eine Flucht aus der türkischen Lira ausgelöst. Davon hat sich das Land bis heute nicht richtig erholt. Erdoğan lockerte seine Zügel auf dem Finanzmarkt nach seiner Wiederwahl im Mai 2023 und gab einige seiner unorthodoxen Wirtschaftspolitiken auf.
Auslöser der Krise sind ein hohes Leistungsbilanzdefizit der türkischen Wirtschaft und hohe private Schulden in Fremdwährungen sowie eine unorthodoxe Zentralbank-Politik. Die aktuelle hohe Inflation kurbelt den Prozess an. Der türkische Staat dagegen ist einer der sparsamsten der Welt, mit einer Verschuldungsquote von rund 26% des BIP laut CEIC-Daten.
Es fing alles damit an, dass Erdoğan der Notenbank niedrige Zinsen anordnete trotz hoher Inflation. Spurten die Währungshüter nicht, feuerte er sie kurzerhand. Inzwischen hat er eingesehen, dass das nicht der richtige Weg ist. Die Notenbank des Landes hatte sich in diesem Jahr mit Zinserhöhungen gegen die Teuerung gestemmt. Seit März liegt der türkische Leitzins bei 50 Prozent. Ab nächstem Jahr werden mit Senkungen gerechnet, wie das Handelsblatt berichtet.