Warum umwirbt Elon Musk Trump und öffnet Twitter für die extrem Rechten?

"Die richtigen Leute haben gesprochen", twitterte Elon Musk an dem Tag, als er das Konto des ehemaligen Präsidenten Donald Trump auf seiner neu erworbenen Social-Media-Plattform wieder freigab.

Musk, der vor seiner offiziellen Übernahme von Twitter angekündigt hatte, dass er Trumps Verbot rückgängig machen würde, veröffentlichte am 18. November eine Twitter-Umfrage, in der er die Nutzer aufforderte, darüber abzustimmen, ob der ehemalige Präsident wieder zugelassen werden sollte oder nicht. Eine Entscheidung, die eigentlich er hätte treffen müssen.

'JA' gewann mit einer knappen Mehrheit von 51,8 %, und Trump wurde offiziell wieder auf Twitter zugelassen. "Vox Populi, Vox Dei", schrieb Musk. Ein lateinischer Ausdruck, der bedeutet, "die Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes".

Doch die Rückkehr von Trump wurde von vielen Beobachtern als zynischer Trick angesehen, um die Aufmerksamkeit der Medien zu gewinnen und die Begeisterung der Rechten für die Plattform wiederzubeleben, die unter der zweiwöchigen Führung von Musk stark gelitten hatte.

Nachdem er fast drei Jahre lang von der Plattform verbannt war, befürchteten viele Amerikaner, dass Trumps Rückkehr auch seine früheren Machenschaften wie das Beschimpfen von 'Sleepy Joe' für seine schlechte Leistung als Präsident oder das Verbreiten von Zweifeln an der Integrität der Wahlen 2020 wieder aufleben lassen würde.

Aber Trump ist nicht zu Twitter zurückgekehrt. Stattdessen entschied er sich, bei seiner eigenen Plattform Truth Social zu bleiben. In einer Videoansprache vor der Republican Jewish Coalition erklärte er, er kenne die Twitter-Umfrage, sehe aber "zu viele Probleme bei Twitter".

Auf die direkte Frage, ob er zurückkehren würde, antwortete Trump: "Ich habe gehört, dass wir eine große Abstimmung darüber bekommen, um auf Twitter zurückzukehren. Ich kann mir das nicht vorstellen, weil ich keinen Grund dafür sehe".

Was also wie ein cleverer, aber zynischer Geschäftsplan von Musk aussah, könnte in der Tat eine echte Initiative des Twitter-Chefs gewesen sein, der sich für seine Ideale der freien Meinungsäußerung auf dem 'Marktplatz' der Online-Welt einsetzt.

Musk hat einen Großteil der vergangenen zwei Wochen damit verbracht, eine Reihe von dauerhaft gesperrten Konten zu öffnen, und hat sogar eine allgemeine Amnestie für alle Konten vorgeschlagen, die vor seiner Übernahme des Unternehmens gesperrt wurden.

Eine der am wenigsten erwarteten Twitter-Rückkehrerinnen war Majorie Taylor Greene, die unbeherrschte und unkontrollierte republikanische Kongressabgeordnete aus Georgia, die für ihre wiederholten Tweets über Covid-19-Fehlinformationen gesperrt wurde.

Musk hat auch die Sperren für mehrere andere kontroverse Persönlichkeiten aufgehoben, darunter David Duke (ein wortwörtlicher weißer Rassist), Steve Bannon (Trumps Sprachrohr in den Medien), Michael Flynn (der General, der beschuldigt wird, das FBI belogen zu haben) und Mike Lindell - dieser 'MyPillows'-Typ... erkennen Sie ein System?

Viele derjenigen, die auf Twitter wiederzugelassen wurden, sind wichtige Verbündete von Trump oder Mitglieder der so genannten intellektuellen extremen Rechten in den Vereinigten Staaten.

All dies hat viele der Unternehmen, die auf Twitter tätig sind und dort Werbung schalten, verunsichert. Laut der prominenten gemeinnützigen Medienbeobachtungsorganisation Media Matters hat fast die Hälfte der wichtigsten Werbekunden von Twitter die Plattform wegen Bedenken über die neue Ausrichtung von Twitter verlassen.

In den vergangenen Wochen haben 50 der 100 größten Werbepartner entweder angekündigt oder scheinbar sogar schon aufgehört, ihre Werbung auf Twitter zu schalten", heißt es in dem Media Matters-Bericht. "Diese Werbepartner haben seit 2020 fast 2 Milliarden Dollar für die Plattform ausgegeben und allein im Jahr 2022 über 750 Millionen Dollar für Werbung."

Was bedeutet das für uns? Nun, wir können davon ausgehen, dass Musk die extreme Rechte umwirbt, um eine wirklich freie Meinungsäußerungszone im Internet zu schaffen. Aber ein aktueller Tweet von Musk zeigt, wie willkürlich die Regeln unter seiner Federführung sein könnten.

Auf die Frage, ob er dem umstrittenen Verschwörungstheoretiker Alex Jones erlauben würde, zu Twitter zurückzukehren, antwortete Musk mit einem klaren "Nein", bevor er weiter erklärte: "Mein erstgeborenes Kind starb in meinen Armen. Ich habe seinen letzten Herzschlag gespürt. Ich habe kein Mitleid mit jemandem, der den Tod von Kindern für Profit, Politik oder Ruhm ausnutzt."

Jones wurde 2018 dauerhaft von Twitter suspendiert, weil er wiederholt verleumderische und verschwörerische Videos über das Sandy-Hook-Massaker veröffentlicht hatte. Es scheint also, dass Musks Twitter doch einige Grenzen hat. Deshalb die Frage, warum er so viele andere kontroverse Persönlichkeiten zurück auf seine Plattform lässt.

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