Apotheken sterben in Deutschland aus
In Deutschland fehlt es an Medikamenten und auch an Apotheken. Wie Bild berichtet, waren im November 462 Arzneimittel nicht lieferbar. Engpässe gibt es demnach vor allem bei Psychopharmaka, Asthma-Präparaten, Antibiotika sowie bei Medikamenten für Diabetes. Die Leidtragenden sind neben den Patienten die öffentlichen Apotheken, deren Zahl in Deutschland nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) auf 17.187 gesunken ist in diesem Jahr.
In Deutschland fehlt es an Medikamenten und auch an Apotheken. Wie Bild berichtet, waren im November 462 Arzneimittel nicht lieferbar. Engpässe gibt es demnach vor allem bei Psychopharmaka, Asthma-Präparaten, Antibiotika sowie bei Medikamenten für Diabetes. Die Leidtragenden sind neben den Patienten die öffentlichen Apotheken, deren Zahl in Deutschland nach Angaben von Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) auf 17.187 gesunken ist in diesem Jahr.
Mit Bayer, Merck & Co. beherbergt Deutschland die wichtigsten Pharma-Unternehmen Europas. Aber laut Martin Schulze, Leiter der pharmazeutischen Kundenbetreuung bei der Online-Apotheke mycare.de, fehlen im Land wichtige Medikamente. Auf der anderen Seite werden schätzungsweise 4,5 Billionen Arzneimittel jährlich weltweit unnötig hergestellt, laut des Fachmediums DAZ.
Wie auf HNA zu lesen, ist fehlen derzeit vor allem Salbutamol und Aspirin zur intravenösen Anwendung. Die Engpässe entstanden durch eine starke Abhängigkeit von China und Indien als Hersteller. Einige Wirkstoffe werden zudem nur noch an einem Ort hergestellt. Andere Branchenvertreter beklagen eine weltweite Verschwendung bei der Einnahme von Medikamenten. Spanien gibt derzeit Antibiotika teilweise nur noch abgezählt heraus.
Die Befürchtung von Pharmazeut Schulze, dass die Antibiotika Amoxicillin und Azithromycin in den kommenden Monaten knapp werden könnten, sei berechtigt sagen Apotheker. Salbutamol zur Behandlung von Asthma oder Atomoxetin gegen ADHS seien zudem Medikamente, die schwer zu ersetzen seien. Andererseits werden überschüssige Arzneimittelbestände im Wert von rund 11 Milliarden Dollar jährlich vernichtet und mit ihnen wichtige Rohstoffe.
Nicht nur wird es für deutsche Apotheken bei der niedrigen Preisbindung immer schwieriger, noch rentabel zu sein, sie müssen auch die immer verärgerten und besorgten Kunden beruhigen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) versprach ein baldiges Ende der Lieferengpässe. Die Apotheken vertrauen ihm aber nicht.
Das seit elf Jahren stagnierende Apothekenhonorar muss an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung angepasst werden, sagen die Branchenvertreter. Giovanni Maio, Professor für Medizinethik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, weist auf die grundsätzlichen ethischen Probleme, die sich beim Umgang mit Arzneimittelknappheit ergeben.
Die ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening glaubt, dass „jede Apotheke, die schließen muss, die Versorgung für tausende Patienten verschlechtet, weil die Wege zur nächsten Apotheke dann länger werden." Vorschläge der Apothekerschaft, die auch die stärkere Einbindung der Pharmazeutinnen und Pharmazeuten in die Primärversorgung beinhalten, gäbe es genug.
Was hingegen überhaupt nicht zum Ziel führe, laut Apothekerverband, sei eine Entkernung der Apotheke, die laut den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums ohne Apothekerinnen und Apotheker in der "light"-Version funktionieren soll. "Für die Patientinnen und Patienten muss die Versorgung durch vor Ort tätige Apotheker und Apothekerinnen gesichert werden," sagt Overwiening.
Deutschland steht laut Apothekerverband bei der Verfügbarkeit von Apotheken erheblich schlechter da als andere Länder in der EU. „Während im Schnitt 32 Apotheken in der EU 100.000 Bürgerinnen und Bürger versorgen, sind es in Deutschland nur noch 21“, kritisiert Overwiening. Ein Krefeler Apotheken-Besitzer will seine acht Niederlassungen loswerden: "Aber selbst geschenkt, will die derzeit niemand", sagt er.
Die Einführung des E-Rezepts zum 1. Januar 2024 in Deutschland war ein überfälliger Meilenstein, von dem vor allem die Online-Apotheken profitieren. Seit Mai 2024 können Patienten ihr Rezept mithilfe ihrer Krankenkassenkarte und ihres Smartphones ganz einfach auf Basis der CardLink-Technologie, die vom Bezahlen mit EC-Karte bekannt ist, einlösen.
Laut Statista war die Shop-apotheke.com mit 767 Millionen Euro der Online-Shop mit den höchsten Gesamt-Umsätzen im Jahr 2023 im deutschen Apothekenmarkt. Gefolgt von docmorris.de mit einem Umsatz in Höhe von 675 Millionen Euro. Den dritten Platz belegt medikamente-per-klick.de mit 227 Millionen Euro.
»Apotheker haben als Heilberufler das Versprechen gegeben, dass sie einer universalistischen Hilfspflicht folgen. Apotheken sind für jeden da«, so Medizinethik-Professor Maio. Diesem Ideal könne man aber nicht mehr gerecht werden, wenn man beispielsweise bei der Abgabe eines knappen Arzneimittels priorisieren müsse. Es besteht bei Knappheit eines Wirkstoffes auch die Gefahr eines Schwarzhandels mit Medikamenten.
Der wahrscheinlich bald nicht mehr amtierende Bundesgesundheitsminister Lauterbach will „Apotheken light“ ohne Apotheker zuzulassen, was von der Branche jedoch klar abgelehnt wird. Wenn die derzeit angedachten Eckpunkte Realität würden, "werde die Versorgung vor Ort in einem noch nie dagewesenen Maß ausgedünnt, ja sogar ganz aufs Spiel gesetzt", so Overwiening.
Aber keine Panik. Nach der österreichischen Apothekerkammer waren in der Pandemie doppelt so viele Medikamente nicht lieferbar als derzeit. Nach Jahren mit umfassenden Hygienemaßnahmen treten verstärkt Erkältungen und andere Infekte auf. Dies hätte zu einem erhöhten Bedarf an Medikamenten geführt.
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