Signa-Manager sollen für mindestens 1 Milliarde Euro haften
Laut News bezahlte der von der italienischen Justiz per Haftbefehl gesuchte ehemalige Galeria-Kaufhof-Investor René Benko über seine inzwischen insolvente Signa Holding Millionen an eine obskure Moskauer Firma aus dem Dunstkreis des flüchtigen Ex-Wirecard-Vorstands Jan Marsalek. Gab es eine Russland-Connection zwischen Benko und seinen umstrittenen Investoren aus Deutschland und Österreich?
Die Öffentlichkeit hat es in diesen Tagen schwer, bei René Benko den Überblick zu behalten. Noch immer – so scheint es – wohnt er in Villen oder wird mit dem Tiroler SPÖ-Politiker Georg Dornauer bei Ausflügen in seinem eigenen Jagdrevier gesichtet. Die Empörung ist groß, schreibt der Merkur. Auch weil so viele Menschen von den massiven Pleiten des undurchsichtigen Firmen-Konstruktes pleite gegangen sind.
Es erinnert alles an den Wirecard-Skandal, in den auch Österreicher verwickelt waren. Der Insolvenzverwalter will nun vier ehemalige Signa Prime-Geschäftsleitungsmitglieder und zwölf Ex-Verwaltungsräte für mindestens 1 Milliarde Euro haftbar machen, wie Blick berichtet. Damit wird immer klarer, dass es Betrug zum System Benko gehörte.
Die insolvente Signa-Gruppe, zu der das KaDeWe und Galeria Kaufhof gehörten, refinanzierte sich über viele Jahre über deutsche und österreichische Kreditinstitute, aber auch über die russischen Bankhäuser Sberbank und VTB. Laut News verfügt Benko über eine weitere, bisher unbekannte Geschäftsbeziehung nach Moskau. Signa hatte aber auch sehr gute Kontakte zu Putin-Freunden wie den Auto-Managern Siegfried Wolf und Klaus Mangold.
Er selbst wird von der italienischen Justiz per Haftbefehl gesucht, allerdings liefert Österreich seine Staatsbürger grundsätzlich nicht an ausländische Behörden aus, wie der Merkur schreibt. In Wien, München und Liechtenstein wird auf jeden Fall bereits ermittelt. Fahnder in Italien sehen Benko als mutmaßlichen Kopf eines kriminellen Bundes, wie der SPIEGEL berichtet. Seine Ehefrau Nathalie will nichts von den Geschäftspraktiken ihres Mannes gewusst haben, wie der Kurier berichtet.
Konkret wirft der Signa-Insolvenzverwalter Norbert Abel den ehemaligen Führungskräften Manuel Pirolt, Timo Herzberg, Tobias Sauerbier und Claus Stadler sowie den Ex-Verwaltungsräten schwere Verfehlungen, Pflichtverletzungen und Insolvenzverschleppung vor.
Die NZZ schreibt, dass ein Benko-Vertrauter und die Bürgermeisterin von Riva del Garda in Südtirol bereits unter Hausarrest gestellt wurden. Die Staatsanwaltschaft von Trient wirft dem Österreicher zusammen mit über siebzig weiteren Verdächtigen Korruption vor. Sie sollen unter anderem Baubewilligungen unrechtmäßig erhalten haben. Allerdings hat Österreich sich nun endgültig geweigert, Benko auszuliefern, wie Der Standard berichtet.
Darauf angesprochen, ob sie noch mit ihm zusammen sei, antwortete Nathalie Benko im Sommer: "Wir leben noch unterm gleichen Dach. Ja, wir sind noch zusammen". Mit dem erwähnten Dach meint die Noch-Ehefrau lauf News die Luxusvilla nahe Innsbruck, die Ende Juni von der Spezialeinheit Cobra durchsucht wurde, während sie den Hund spazierte.
Laut Puls24, kritisieren die Grünen in Österreich, dass die gegen Benko ermittelnde Polizeieinheit von einem Sebastian-Kurz-Fan und ÖVP-Mitglied geleitet wird. Der ehemalige Bundeskanzler, der auch mit seinem Charme betörte, steht ebenfalls unter Korruptionsverdacht. Aber die Verbindungen mit der SPÖ sind auch umstritten.
Benkos Freunde waren aber schon immer im Umkreis der Korruption tätig. Kurz und Co. werden verdächtigt, einen Deal mit mächtigen österreichischen Boulevard-Medien und deren Machern geschlossen zu haben. News berichtet davon, dass die Verbindung zwischen Benko und Kurz noch enger ist als bisher bekannt. Er soll Geld von Signa über eine Gesellschaft in der Schweiz bekommen haben.
Spätestens seit 2022, wenige Monaten nach dem abrupten Ende seiner Kanzlerschaft, arbeitete Kurz eng mit dem Tiroler Finanzjongleur und seinem undurchsichtigen Immobilien-Imperium zusammen. Wer ganz eng war mit Benko, der wurde auch wie Wolf und Mangold auf Jagd-Veranstaltungen in die Karpaten, nach Tschechien oder Kroatien eingeladen, wie die Kronenzeitung berichtet.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von Trient wegen mutmaßlicher Korruption und Bauspekulation betreffen auch den namhaften Südtiroler Unternehmer und SkyAlps-Chef Josef Gostner. Die Heliopolis AG im Eigentum des unter Hausarrest stehenden Trentiner Unternehmers Signoretti war mit den Arbeiten zur Erweiterung der Landebahn im Bozner Flughafen beauftragt.
Zwischen den beiden soll laut den Ermittlern eine Abmachung bestanden haben, um „Prüfpersonal der italienischen Zivilluftfahrtbehörde ENAC in die Irre zu führen, indem der tatsächliche Grundwasserspiegel im Bereich der durch die Flughafenerweiterung betroffenen Fläche verschleiert“ worden sei. So mancher würde die gemeinsamen Fotos mit Benko jetzt lieber vernichten.
Der Hamburger Milliardär Michael Kühne gesteht in einem Interview ein, auf die Machenschaften von Pleitegeier Benko hereingefallen zu sein: „Insgesamt haben wir bei Signa Prime eine halbe Milliarde Euro und damit fast unseren gesamten Einsatz verloren“, sagte der Großinvestor der FAZ. Und wieder viel auch der Bafin oder anderen Kontrollorganismen nichts auf.
Viele, die mit Benko und seiner Frau in Berlin, Kitzbühel und Wien abgelichtet wurden, dürften sich jetzt am liebsten verstecken wollen. Auch die Süddeutsche Zeitung lud Benko mit anderen Promis aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur zum Neujahrsempfang ein. Der Österreicher war ein klassischer Blender, der von Party zu Party jettete, wo er ein willkommener Gast war.
Sie gingen mit ihm Jagen, feierten bis spät in die Nacht und ließen sich mit ihm überall gerne ablichten. Dazu gehörte auch der Österreicher Unternehmer Siegfried Wolf, der Anfang des Jahres noch gegenüber der heimischen Presse sagte: "Mein Freund schläft gut, weil mein Freund hat nichts falsch gemacht."
Benkos Anwalt zeigte sich in einer Stellungnahme zuversichtlich, die Vorwürfe widerlegen zu können. Es falle schon bei der ersten Durchsicht der Vorwürfe auf, „dass rund 90 Prozent der Sachverhalte, zu denen die italienische Justiz ermittelt, keinen wie auch immer gearteten Bezug zu Signa, geschweige denn zu Rene Benko haben“, teilte er der APA mit.
Wie das Manager Magazin berichtet, konnte der Insolvenzverwalter Abel nur vergleichsweise kleine Summen für das Heer der Signa-Gläubiger sichern. Seine Kanzlei aber bekam schon mehr als 20 Millionen Euro. Finanziell bluten sollen dagegen jetzt Milliardär Klaus-Michael Kühne, die RAG-Stiftung und ehemalige Signa-Vorstände sowie das System Benko.
Selbst unter einer FPÖ-Regierung dürfte Benko nicht verschont bleiben, denn die schreiben auf ihrer Webseite in Bezug auf den SPÖ-Mann Dornauer, der noch mit Benko jagen geht: "Mit jenem René Benko auf Pirsch zu gehen, der der Republik massiven Schaden verursacht hat, Dutzende Existenzen vernichtete und gegen dessen dunkle Machenschaften gegen dessen dunkle Machenschaften Dornauers eigene Partei, die SPÖ, in einem Untersuchungsausschuss vorging, zeugt von besonderer Dreistigkeit" schreibt der FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker.