Könnte erfolgreicherer ostdeutscher Fußball deutsche Wunden heilen?
Vor etwas mehr als 50 Jahren holte sich der 1. FC Magdeburg den Europapokal der Pokalsieger – eine Leistung, die kein anderes ostdeutsches Team seitdem geschafft hat. Nach der Wiedervereinigung ging es nur bergab.
Im Jahr der Wiedervereinigung 1990 wurde Deutschland Weltmeister, damals nur mit Westdeutschen. Anfang der 2000er Jahre waren dann sieben Spieler aus Ostdeutschland im EM- bzw. WM- Kader. Seither ist der Anteil aber kontinuierlich gesunken.
Der wohl bekannteste ostdeutsche Spieler ist Toni Kroos, der beim Greifswalder SC und Hansa Rostock begann, ehe er mit 16 Jahren zum FC Bayern München wechselte und nachher zu Real Madrid.
Der RB Leipzig, wurde nach der Wiedervereinigung gegründet. Er ist mit Union Berlin der einzige "Ost"-Verein, der noch in der 1. Bundesliga ist. Hat der Identitätsverlust beim Fußball etwas mit dem Rechtsruck im Osten zu tun?
Ein DW-Artikel kristallisiert wirtschaftliches Ausbluten nach der Wiedervereinigung als Grund des Aussterbens des ostdeutschen Fußballs. Der historische Verein Dynamo Dresden spielt auch deswegen nur noch in der 3. Bundesliga.
Ex-Dynamo Dresden Spieler Marco Hartmann erklärt DW, dass die Spieler von seinem Club wie von anderen Vereinen nach der Wende schnell in den Westen gingen. Sie seien zudem teilweise zu relativ niedrigen Preisen verkauft worden.
Das extrem strukturierte Talentfördersystem der ehemaligen DDR ist nach der Wende auseinandergebrochen. Das westdeutsche Vereinsleben mit ehrenamtlichen Trainern war im Osten nicht etabliert.
Bei den Frauen läuft es besser im Osten. Turbine Potsdam gewann zwischen 2004 und 2012 sechs Bundesliga- und zwei Champions-League-Titel, auch weil der ostdeutsche Frauenfußball ein deutlich höheres Wettbewerbsniveau hatte als im Westen. Die erfolgreichste Ost-Frauenmannschaft ist mittlerweile der RB Leipzig.
Der Ex-Spieler von Dynamo Dresden Marco Hartmann sagt gegenüber DW, dass es darum gehe, „Spieler der ersten Mannschaft zu entwickeln, die sich mit dem Verein identifizieren und mit Leidenschaft spielen.“ Sie sollten möglichst aus der Region kommen und echte Fans sein.
Die AfD hat zum Leidwesen vieler Westdeutschen bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland viele neue Fans gefunden, weil sie genau bei der fehlenden Identität ansetzt, auch beim Fußball.
Bei der Fußball-EM 2024 zeigte sich die AfD wenig auf den Tribünen, weil ihr das DFB-Team nach eigenen Aussagen zu vielfältig und zu undeutsch ist.
Der AfD-Fraktionschef im ostdeutschen Bundesland Thüringen, Björn Höcke, äußerte sich während der EM in der Schweizer "Weltwoche" gegen einen Fußball, "dem aus jeder Pore die Regenbogenideologie quillt".
Während die Kluft zwischen den etablierten westlichen Bundesligisten und den meisten östlichen Vereinen nach wie vor unüberwindbar ist, gibt es Hoffnung beim Nachwuchsfußball auszuzahlen. Nach Angaben des ZDF stammen immerhin 22% der 880 Jugend-Spieler, die Deutschland vertreten, aus dem Osten.
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