Energiekrise: Ölfirmen machen Rekordgewinne
Während die Energiekrise vor allem Privathaushalten und kleinen Betrieben zu schaffen macht, profitieren die großen Ölfirmen wie Exxon, Shell, Total oder BP. Auch das Thema Klimaschutz rückt dabei in den Hintergrund.
Im letzten Jahr konnte der Ölriese Exxon 56 Milliarden US-Dollar an Gewinnen einfahren wie Reuters berichtet. Das sind 140% mehr als im Jahr zuvor. Shell hatte laut der Tagesschau das beste Geschäftsjahr seiner gesamten Geschichte.
Allerdings leiden die Klimaziele: BP hat sein Klimaziel nach unten korrigiert und will seine Ölförderung bis zum Jahr 2030 statt der angekündigten 40% nur um 25% senken. Zuvor war BP mit diesen ambitionierten Klimazielen ein Vorreiter in der Branche.
Es sind nicht nur die angestiegenen Energiepreise, die den Ölfirmen diese unglaublichen Gewinne verschaffen. Ökonomin Isabella Weber von der University of Massachusetts sagt, dass auch niedrige Produktionskosten eine Rolle spielen.
Während der COVID19-Pandemie hatte es ein Nachfragedefizit gegeben, auf welches die Ölfirmen mit dem Aussetzen der Produktion in kostenintensiven Anlagen reagierten.
Mittlerweile hatte sich die Wirtschaft von der Corona-Krise wieder erholt, wodurch der Ölbedarf wieder stieg. Gleichzeitig führten die Sanktionen gegen Russland im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg zu einer Verknappung des Angebots.
Die Rekordgewinne der Ölfirmen rufen weltweit Kritik hervor. Bereits im März letzten Jahres sagte der US-amerikanische Präsident Joe Biden laut Kevin Lamarque von Reuters, dass die Ölfirmen Rekordgewinne genießen würden, während die Bürger hohe Energiepreise zahlen würden. Biden appelierte an die Ölriesen: "Das ist nicht die Zeit, um auf Rekordgewinnen zu sitzen, sondern, um sich für unser Land einzusetzen."
Auch in Frankreich entflammte eine Diskussion darum, dass sich Ölriese Total auf Kosten der Umwelt bereichere, während zugleich keine Beteiligung der Arbeitnehmerschaft an den Gewinnen stattfinde.
Am 8. Februar protestierten Aktivisten in Frankreich vor dem Hauptgebäude von TotalEnergies in Paris. Sie hielten Banner, auf denen die "Superprofite" kritisiert wurden, und beschmierten das Gebäude mit roter Farbe.
In London protestierten Aktivisten von Greenpeace gegen die Rekordgewinne des britischen Energiekonzerns Shell, indem sie eine Nachbildung einer Preistafel an einer Shell-Tankstelle anbrachten, die den Nettogewinn des Energieriesens im Jahr 2022 zeigt. Darunter steht: "Zahlung für Umweltschäden: ? Pfund".
Nicht nur die Ölfirmen werden zum Ziel von Protesten. In Amsterdam demonstrierten am 11. Februar zahlreiche Niederländer gegen die steigenden Energiepreise. Im Fokus war hier der Stromerzeuger Vattenfall.
Bereits im Herbst des letzten Jahres hatte die Europäische Union (EU) den Beschluss verabschiedet, dass die Rekordgewinne der Ölfirmen mit einer sogenannten Übergewinnsteuer besteuert werden sollen. Das mit dieser Steuer eingenommene Geld soll zur finanziellen Entlastung von Bürgern und Unternehmen genutzt werden.
Laut Richard Partington von The Guardian hat ExxonMobil gegen diesen Beschluss der EU geklagt. So bestreitet das US-amerikanische Energieunternehmen die damit verbundene rechtliche Befugnis.
In Deutschland hatte die Energiekrise zu einem Anstieg der Energiepreise um nahezu 25% geführt (Vergleich Dezember 2022 zu Dezember 2021), so das Statistische Bundesamt.
Die hohen Energiepreise haben weltweit zu einem Anstieg der Inflation beigetragen. In Deutschland war dieser Anteil größer als in den USA, da das Land auf den Import von Energieprodukten angewiesen ist. In den USA hingegen werden Öl und Gas landesintern gefördert und zum Teil exportiert. Gleichzeitig werden diese Produkte in US-Dollarn gehandelt, weshalb der Euro-Dollar-Kurs dazu führt, dass die Inflation in Deutschland stärker zu spüren ist, laut den Finanzexperten von Growney.
In Deutschland hat die Inflationsrate im Januar 2023 laut dem Statistischen Bundesamt knapp unter 9% betragen und es kam zu einem Anstieg der Verbraucherpreise um 1% im Vergleich zum Vormonat. In den USA betrug die Inflationsrate im ersten Monat diesen Jahres hingegen nur 6,4%, wie Trading Economics berichtet.