Von Wirecard bis Nordstream - die dubiosen Verwicklungen der deutschen Wirtschaft
Nach Ansicht britischer Ermittler soll bei Wirecard spioniert worden sein, angeleitet von dem abgetauchten Jan Marsalek, der von 2010 bis 2020 Chief Operating Officer des Zahlungsabwicklungsriesen war. Nun läuft in London der Prozess - zwei der sechs Beschuldigten aus Bulgarien haben Geständnisse abgelegt. In Deutschland galt das von den beiden Österreichern Markus Braun und Marsalek geführte Unternehmen lange Zeit als erfolgreiches Fintech.
Nach Ansicht britischer Ermittler soll bei Wirecard spioniert worden sein, angeleitet von dem abgetauchten Jan Marsalek, der von 2010 bis 2020 Chief Operating Officer des Zahlungsabwicklungsriesen war. Nun läuft in London der Prozess - zwei der sechs Beschuldigten aus Bulgarien haben Geständnisse abgelegt. In Deutschland galt das von den beiden Österreichern Markus Braun und Marsalek geführte Unternehmen lange Zeit als erfolgreiches Fintech.
Im Zuge des Zusammenbruchs des Zahlungsdienstleisters setzte sich Marsalek am 19. Juni 2020 in Richtung Minsk ab. Seitdem wird er in Russland vermutet. Offiziell war Marsalek laut Handelsblatt Vorstand eines Dax-Konzerns, aber auf seinen Reisen habe er sich immer wieder mit Mitarbeitern internationaler Geheimdienste getroffen. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin wie auch der Wirtschaftsprüfer EY erlitten einen enormen Imageschaden.
Laut Zeit online wirft die britische Anklage dem mutmaßlichen Spionagering vor, in Deutschland eine Luftwaffenbasis sowie eine nicht näher genannte Botschaft sowie Kreml-Kritiker ausgespäht zu haben. Geldwäsche-Verdachte gibt es auch. Seit 2018 existierten Bilanzfälschungs-Vorwürfe gegen Wirecard. 2020 gab der Vorstand dann bekannt, dass das ausgewiesene Vermögen in Höhe von 1,9 Mrd. Euro auf den Philippinen nicht bestehe.
Die Spionageaktivitäten über Wirecard sollen in London sowie in Stuttgart, Wien, Valencia und dem Balkanstaat Montenegro stattgefunden haben. 2018 hatte ein britischer Journalist der Financial Times die Unregelmäßigkeiten bei Wirecard aufgedeckt und damit den Stein ins Rollen gebracht. Deutschlands Kontroll-Gremien und Journalisten hatten bis dato nichts gemerkt. Wichtig bei der Aufdeckung der Spionage-Tätigkeiten war auch die russische Investigativ-Plattform The Insider.
Die deutschen Blogger "Ruhrbarone" schreiben, dass Wirecard eine eng mit dem russischen Geheimdienst verwobene Geldwaschanlage war. Wie kann es sein, dass der deutschen Finanzaufsicht Bafin so lange nichts auffiel? Die damalige deutsche Justizministerin Christine Lambrecht musste sich viel Spott gefallen lassen. Mit diesem Skandal um Wirecard fing für viele Medien der Vertrauensverlust gegenüber der deutschen Wirtschaft und Politik an.
Der Brite Henry O’Sullivan gilt als schillernder Strippenzieher vieler Wirecard-Deals und Vertrauter von Jan Marsalek. Interne E-Mails zeigen, wie groß sein Einfluss im Konzern war. Wie Finance berichtet, wirft die laufende Münchener-Anklage auch dem früheren Vorstandschef Braun Scheingeschäfte und erfundene Gewinne vor. Der SPIEGEL hatte den Spionageverdacht schon Anfang dieses Jahres aufgebracht. Brauns Rolle in diesem Zusammenhang muss noch geklärt werden.
Marsalek arbeitete eng mit FPÖ und ÖVP-Politikern zusammen. Einem Bericht des WSJ zufolge hat der Österreicher vermutlich fast zehn Jahre als Agent für die russische Regierung gearbeitet. Als Wirecard schließlich im Sommer 2020 zusammenbrach, setzte er sich mit Hilfe eines ehemaligen österreichischen Agenten nach Belarus ab, wie die "Ruhrbarone" schreiben.
Wirecard verfügte durch sein legales, aber Verluste machendes Geschäft der Zahlungsabwicklung über Millionen von Kundendaten in für die Russen interessanten Regionen. In diesem Kontext des russenfreundlichen Wirecard-Dienstleister tritt Putin-Freund Matthias Warnig auf die deutsche Wirtschaftsbühne.
Deutsche, österreichische und russische Energie- und Bauunternehmen verwickeln sich vor dem Ukraine-Angriff immer mehr mit Russland. Laut der Badische Neueste Nachrichten war Warnig Aufsichtsrat des russischen Energiekonzerns Rosneft und der Pipeline-Gesellschaft Transneft. Ex-Kanzler und SPD-Mann Gerhard Schröder war immer an seiner Seite.
Polen, die Ukraine und die USA hatten Deutschland über Jahre ohne jede Wirkung davor gewarnt, sich bei der Energieversorgung von Russland abhängig zu machen. Welchen Zusammenhang gibt es mit Wirecard und Marsalek? Das muss in den kommenden Monaten in den laufenden Prozessen noch geklärt werden.
Die deutschen Sozialdemokraten gingen mit Wirecard und Nordstream unter. Der damalige Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) sagte 2017 stolz: „Europas Energieversorgung ist eine Angelegenheit Europas und nicht der Vereinigten Staaten von Amerika!“ Nach der Pleite von Wirecard im Juli 2020 präsentierte Scholz (SPD), der damals selbst unter Korruptionsverdacht stand, einen „Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekämpfung von Bilanzbetrug und zur Stärkung der Kontrolle über Kapital- und Finanzmärkte“.
Das undurchsichtige Geschäft von Nordstream, Wirecard und deutschen Banken wurde Teil einer dubiosen deutschen Bank-Kultur. Laut Tagesschau sieht die Mafia-Organisation 'Ndrangheta in Deutschland inzwischen einer ihrer wichtigsten Stützpunkte. Internes Ermittlungsmaterial untermauert nach Recherchen von MDR und FAZ den Verdacht, dass hier Millionen an Drogengeldern gewaschen werden.
Laut eines BR24-Berichts aus dem vergangenen Jahr hat der Schweizer IT-Spezialist Eurospider bestätigt, dass ein wesentlicher Teil des Wirecard-Geldes von Konten in Deutschland oder Großbritannien in Länder floss, die als anfällig für Korruption und Geldwäsche gelten. Die Rolle von Scholz als damaliger Finanzminister ist umstritten.
Wirecard habe Agenten bezahlt und Informanten in Konfliktgebiete im Nahen Osten und Afrika eingeschleust, schreibt das WSJ bereits 2022. Marsalek habe wahrscheinlich auch Daten über Wirecard-Kunden in München, darunter auch das Bundeskriminalamt, gesammelt und sie nach Russland geschickt.
In seiner Zeit als Bundesfinanzminister musste Scholz zur Cum-ex-Affäre des Hamburger Senats aussagen. Die Gerichtsverhandlungen zu dem Sachverhalt laufen immer noch. Für den Finanzdienstleister Wirecard, hatte sich sein Ministerium jahrelang eingesetzt. Jetzt stellt sich raus, dass es eine Geldwäsche-Bank und Spionage-Zentrale der Russen war. In Hinblick auf den Angriff auf die Ukraine gibt es hier noch viel Zusammenhänge zu ermitteln.
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