Bankenpleite in den USA: Droht eine neue Finanzkrise?
Es ist die größte US-Bankenpleite seit der Finanzkrise. Gleich zwei US-Banken sind pleite und wurden vorübergehend geschlossen. Das hat den Bank-Sektor erschüttert, Aktien abstürzen lassen und die Frage aufgeworfen, ob es nochmal zu einer Krise wie im Jahr 2008 kommen könnte.
Die Silicon Valley Bank (SVB) wurde am Freitag in Folge massiver Kursverluste von einer kalifornischen Regulierungsbehörde geschlossen. Sie ist die sechzehntgrösste Bank der USA. Seit Freitag steht sie unter Zwangsverwaltung.
Die Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) verfügte, dass die deutsche Zweigstelle in Frankfurt mit sofortiger Wirkung für den Kundenverkehr zu schließen sei. Wegen "der bestehenden Gefahr für die Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber Gläubigern" sei ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot gegenüber der Bank erlassen worden.
Gleichzeitig betonte die Behörde, dass die US-Bankenpleite keine Bedrohung für die deutsche Finanzstabilität sei. Ganz anders der Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Seiner Ansicht nach weckt die Über-Nacht-Rettungsaktion für die Silicon Valley Bank böse Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008.
In Deutschland zählt neben dem Versandhaus von Kochboxen HelloFresh auch der deutsche Flugtaxi-Entwickler Lilium zu den Kunden der Bank. Das berichtet das ZDF.
Die SVB war ein wichtiger Finanzierer der US-Techbranche und Startups. Sie wuchs in der Boomphase mit diesen Unternehmen, und auch dank der Politik des billigen Geldes der US-Notenbank. Laut Handelszeitung hatte die Bank 2017 rund 44 Milliarden Dollar Kundeneinlagen, Ende 2021 waren es sogar 189 Milliarden Dollar.
Dann kamen die Leitzinserhöhungen und das Ende des billigen Geldes. Dies traf die Tech-Firmen, die Schwierigkeiten hatten, Geld über den Kapitalmarkt aufzutreiben. Also zogen sie massenhaft Gelder von der Silicon Valley Bank ab. Die Einlagen schmolzen und die Bank musste Anlagen verkaufen, die durch die höheren Zinsen an Wert verloren hatten. So erklärt die Handelszeitung den Crash.
Anschließend brachten viele aufgeschreckte Unternehmer ihr eingelagertes Geld in Sicherheit. Einer der ersten soll laut verschiedenen Berichten der deutsche Tech-Mogul Peter Thiel, der PayPal und die Sicherheitssoftware-Firma Palantir gegründet hatte, gewesen sein. Laut der Handelszeitung haben Kunden eine Million Dollar pro Sekunde von der Silicon Valley Bank abgezogen.
Die New Yorker Signature Bank ist das zweite betroffene Geldinstitut der USA in nur drei Tagen. Sie wurde am Sonntag von den Aufsichtsbehörden geschlossen.
Laut ntv hat Signature auf das Krypto-Banking gesetzt, ist damit aber gescheitert, nachdem der Sektor implodierte und die Aufsichtsbehörden gegen das Engagement der Banken in digitale Vermögenswerte vorgegangen waren.
Angesichts der verunsicherten Kunden hat US-Präsident Joe Biden nach der Schließung der beiden US-Banken die Sicherheit der Einlagen für amerikanische Bankkunden bekräftigt. "Die Amerikaner können sich darauf verlassen, dass das Bankensystem sicher ist", sagte er.
Nicht so positiv sieht der frühere US-Finanzminister Lawrence Summers das Panorama: "Es sind Dutzende, wenn nicht hunderte Startups, die mit ihren Guthaben ihre Löhne nächste Woche auszahlen wollten", erklärte er auf Bloomberg TV.
Die Börsen reagierten erschrocken. Die Sorgen, dass die Krise sich ausbreiten könnte, riss weltweit Bankentitel an den Börsen nach unten.
In Deutschland verloren die Aktien der Deutschen Bank fast 5 % Prozent. Die Papiere der Commerzbank gaben um über 12 % Prozent nach. (Stand Montag, 13.3.2023.)
Die Bankenpleite in der USA hat auch beim deutsche Leitindex Dax Spuren hinterlassen. Am Montagvormittag sackte der um mehrere Hundert Punkte ab und fiel unter die Marke von 15 000 Punkten.
"Was der Markt jetzt fürchte, sei eine Implosion in den Bilanzen der Banken", so der Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. "Die Investoren warten nun auf Klarstellungen der großen Geldhäuser, ob und in welchem Ausmaß die Probleme von SVB auch auf sie zutreffen."
Joachim Klement, Chefstratege der Investmentbank Liberum Capital, geht nicht davon aus, dass die Situation der SVB eine unmittelbare Bedrohung für das europäische Bankensystem darstellt.
Die Experten sind sich uneinig und auch wenn die offiziellen Stimmen beruhigen, die Sorge vor einer neuen Finanzkrise steht im Raum, und der Banken-Sektor ist alarmiert.